Der dritte Monat in Mexico

7 August 2012

11 Tage Rioverde 27.06.2012 - 07.07.2012
Drei Tage sortierten wir uns und brachten die Räder auf Vordermann. Ein Kettenwechsel war mal wieder fällig. Wir lernten Saul und seine Familie näher kennen und testeten die regionale Küche. Ich fand ein neues Tuch in Rio Verde und meine Laune wurde wieder besser. Saul erkundigte sich für uns bei dem Busunternehmen und der Autovermietung vor Ort, was wir für eine 2 Tagestour durch den Staat San Luis Potosi veranschlagen mussten. Am Ende nahmen wir uns ein Privat Taxi mit Fahrer, der genauso teuer wie ein Mietauto war. Samstags Morgen Punkt 7:00 Uhr stand Hermano mit dem Wagen vor dem Haus und Saul gab ihm noch ein paar Instruktionen mit auf dem Weg, so dass nichts schiefgehen konnte. Wir stiegen ein und ab ging es in den Dschungel. Die Luftfeuchtigkeit stieg wieder an, unser Fahrer schwitzte aus allen Poren. Wohlweislich hatte er sich ein Handtuch mitgenommen. Wir blieben erstaunlich trocken und genossen die phantastische Natur um uns herum. Tamasopo steuerten wir zuerst an. Bei den Cascadas (Wasserfälle) bezahlten wir 60 Pesos Eintritt. Diese waren schön, aber noch nicht das, was wir erwartet hatten. Wir wanderten ein wenig durch die Gegend, stiegen bergan und von oben gefiel uns die Umgebung noch viel besser. Einige Mexikaner, bewaffnet mit Handtüchern und Schwimmwesten, kamen uns entgegen und wir wunderten uns noch, wo diese wohl hinwollten. Wir traten den Rückweg an und ließen uns von Hermano zum Puente del Dio fahren. Dort heftete sich direkt ein Mexi an unsere Beine und quatschte uns zu. Natürlich bezahlten wir auch hier wieder Eintritt. Dieses Mal 40 Pesos und der Mexi ließ sich nicht abwimmeln. Er erzählte irgendwas von aufpassen und Fotos machen und was weiß ich, noch alles. Waldemar platzte der Kragen und schimpfte vor sich hin. Ich blieb stehen, der Mexi schaute irritiert und ich bat ihn höflich, uns alleine zu lassen, und Hilfe bräuchten wir auch nicht. Um das Ganze zu unterstreichen, drückte ich ihm noch 20 Pesos in die Hand, um was anders ging es hier ja wohl nicht. Endlich verschwand der Knabe. Wir stiegen viele Treppen abwärts. Die Geräuschkulisse war beeindruckend, die Luftfeuchtigkeit hoch, und wir kamen zum Fluss. Zwei Jungs badeten, wir schauten genauer hin und waren uns einig, diese hatten wir schon früh am Morgen bei den Cascadas gesehen. Egal, wir testeten auch das Wasser, ganz schön frisch, wir schauten uns erst mal weiter um. Also wieder Treppen rauf, wieder auf der anderen Seite runter und jetzt kamen wir zu der eigentlichen Attraktion, dem Puente del Dio. Zwischen Felsen eine Art Wasserloch, ziemlich groß und von einem Rettungsschwimmer überwacht. Wir überlegten, ob wir einen Sprung ins Wasser wagen sollten. Doch in diesem Moment kam die ganze Truppe Mexikaner, denen wir ja schon bei den Cascadas begegnet waren, dort an. Es gab also eine Verbindung zwischen den Wasserfällen und dem hiesigen Ort. Laut, lachend, und ziemlich ängstlich nahmen sie das Wasserloch in Beschlag. Wir trollten uns und liefen zurück zum oberen Flusslauf. Dort waren wir ungestört, setzten uns ins Wasser und lauschten. Die Stimmen und Laute im Dschungel waren phantastisch. Nach 2 Stunden liefen wir zurück zum Treffpunkt, 5 Minuten später traf dort Hermano ein und weiter ging die Fahrt. Jetzt steuerten wir die Cascadas de Micos an, auch hier bezahlten wir wieder Eintritt, doch es lohnte sich. Ein sehr schöner Ort, wieder mitten im Dschungel mit einem breiten Wasserfall und einer riesigen Wasserfläche zum Schwimmen. Das ließ ich mir nicht nehmen und badete ausgiebig. Ich wurde noch gefragt, ob ich eine Schwimmweste benötige, lachend winkte ich ab. In Mexiko ist es nicht üblich, schwimmen zu lernen. So behelfen sich die Menschen hier auf diese Weise, und Geld verdienen kann man mit dem Verleihen der Westen ja auch. Nach dem Baden fuhr uns Hermano nach Xilitia. Der Weg dorthin durch den Dschungel und die Berge war ein Erlebnis für sich. In Xilitia kamen wir gegen 19:00 Uhr an. Unser Fahrer und auch wir waren ziemlich kaputt. Zum Glück mussten wir nicht lange nach einer Unterkunft suchen. Diese hatten wir von Rio Verde aus schon gebucht und fanden auch sehr schnell den Weg dorthin. Ein sehr schönes Haus mit Blick in die Berge und wunderschön eingerichteten Zimmern erwartete uns. Den Preis von 250 Pesos (rund 15€) bezahlten wir hier sehr gerne. Hermano checkte auch ein und legte sich wohl gleich hin. Wir machten uns auf die Suche nach was Essbaren. Die ersten Tacos überzeugten uns nicht, wir suchten weiter und fanden eine Taqueria, die ihr Handwerk verstand. 10 Angehörige der Polizei waren wohl auch der Meinung und das Gedränge groß. Wir warteten brav und wurden mit leckeren Tortillas belohnt. Während des Essens beobachteten wir die Polizisten und diese wiederum uns. Gegenseitig waren wir uns aber wohlgesonnen und der Abschied seitens der Männer und der Dame fiel sehr freundlich aus. Wir traten den Weg zurück ins Hotel an und genossen noch den restlichen Abend in unserem Zimmer mit Blick ins Grüne. Am zweiten Tag schauten wir uns morgens den Markt in Xilitia an und durften die Landeswahl hautnah erleben. Überall auf dem Marktplatz und in etlichen Gebäuden waren Wahlurnen aufgestellt. Alles sah ein wenig improvisiert aus, funktionierte aber. Wir waren gespannt auf das Ergebnis, mussten uns aber bis zum Abend noch gedulden. Gegen 12:00 Uhr fuhr uns Hermano zu „Las Pozas“ (Wassergruben). Sir Edward James, ein reicher Engländer und Gönner unter anderem von Salvador Dahli hatte sich hier in der „grünen Hölle“, ca. 4 Kilometer von Xilitia entfernt, seine eigene Kunstwelt geschaffen. In Form von abstrakten Skulpturen, Gebäuden und mehreren Wasserbecken unterhalb von Wasserfällen, die rund um das riesige Grundstück verlaufen. Er selber ist 1984 gestorben und jetzt unterhält eine Stiftung das Gelände. Wir bezahlten 100 Pesos Eintritt, und wurden in eine Welt des Surrealismus im Dschungel entführt. Völlig abgefahren, teilweise nicht nachvollziehbare Gebäude und Skulpturen, doch überaus faszinierend. Und mittendrin die bisher schönsten Schmetterlinge, schwarz mit orangen Punkten, andere unten schwarz und oben türkisblau und riesengroß. Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Der verrückte Engländer wusste schon, warum er sich hier ausgetobt hat. Nach diesem Erlebnis traten wir den Heimweg an und gegen 18:00 Uhr waren wir wieder in Rio Verde. Wir verabschiedeten uns von Hermano und bedankten uns für seine gute Fahrweise. Für diese zwei Tage haben wir 2000 Pesos (rund 120€) bezahlt und haben es nicht bereut. Ein Fahrer, der wusste, wo es lang geht. Wir konnten die Umgebung in vollen Zügen genießen und waren nicht auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Außerdem wurden wir überall hingefahren, wo wir hinwollten. Unsere Familie Salazar begrüßte uns herzlich und bat uns, Platz zu nehmen. Alle saßen sie geschlossen vor dem Fernseher und warteten auf die ersten Hochrechnungen der Wahl. Wir erzählten von dem Ausflug und fieberten mit. Doch leider war das Ergebnis mehr als enttäuschend. Pina Nieto und die Partei PRI entschied die Wahl für sich. Diese Partei steht für Korruption und Machenschaften. Die Intelligenz des Landes ist tief enttäuscht und der Kandidat Amlo hat das Ergebnis angefochten und besteht auf eine Neuauszählung, doch die Chancen sind gering. Wir verzogen uns in unser Zimmer machten uns so unsere eigenen Gedanken. Dienstag fuhren wir dann mit Saul und seinen Eltern nach Poza Rica. Dieser Bundesstaat befindet sich am Golf von Mexiko. Dort wollten die Salazars eine alte Tante, die über 80 Lenze zählt, abholen, denn am darauffolgenden Samstag fand in Rio Verde ein großes Familienfest statt. Wir wurden gefragt, ob wir mitkommen wollten. Na klar, dorthin wären wir mit dem Rad nicht gefahren und eine Pyramide in der Nähe der Stadt Poza Rica gab es auch zu besichtigen. 8 Stunden Autofahrt zu dritt auf dem Rücksitz mit einem nicht ganz schlanken Papa hieß es zu bewältigen. Oh Mann! Vor der Fahrt wurde gebetet, bei den Fahrkünsten der Mexikaner wohl auch besser. Die Straßenverhältnisse waren teilweise miserabel und wir nach dieser Tour gerädert und froh, in Poza Rica angekommen zu sein. Die Tante lebt in einem katholischen Colegio mit Altersheim, und was tat die Gute? Sie schleppte uns erst mal in die Kapelle, wo wir Gott danken durften, das wir heil angekommen waren. Muss man alles mal mitgemacht haben, wenn man andere Kulturen kennen lernen möchte. Saul sprach uns nach dem Gebet auch an und wollte uns erklären, warum und weshalb. Wir beruhigten ihn, schließlich sind wir seine Gäste und haben uns anzupassen und nicht umgekehrt. Wir verabschiedeten die Eltern und die Tante von Saul und warteten anschließend auf Gabi, eine sehr gute Freundin von Saul und seine Mentorin in Sachen „Couchsurfing“. Gabi lernten wir dann auch kennen, eine interessante Frau. Sie hatte ein Hotel in Poza Rica gefunden, wo wir unterkommen konnten. Auf der Fahrt in die Innenstadt realisierten wir, wie laut, dreckig und aggressiv diese Stadt war. Gabi erzählte uns, das sich hier alles nur ums Öl dreht und das Geld einzig und alleine zählt. Wir waren nicht gerade begeistert. Das Hotel befand sich mitten im Zentrum des Chaos, ohne Fenster und Ventilator, hier wollten wir nicht bleiben. Wir überlegten. Zum Schluss fuhren uns Saul und Gabi nach Papantla, einen Ort 30 Minuten von Poza Rica entfernt und angenehm. Von dort aus waren es nur 20 Minuten bis nach Tajin, wo sich die Pyramide befand. In Papantla fanden wir dann auch ziemlich schnell ein Hotel, was auch unseren Preisvorstellungen entsprach und Gabi und Saul fuhren zurück nach Poza Rica. Dann passierte Waldemar ein Missgeschick, was für mich echt ärgerlich war. Ihm fiel mein Kindle runter und trotz Original Schutzhülle funktionierte das Gerät nicht mehr. Ich brüllte nur noch SCH…! Ihm war es total peinlich und er versuchte, direkt mit Amazon.de Kontakt aufzunehmen, was ihm auch tatsächlich gelang. Er schilderte der Dame am Apparat sein Missgeschick und sie versprach, uns umgehend ein neues Gerät nach Mexiko zu schicken. Wow, dachte ich. Daraufhin gingen wir beruhigt schlafen. Am nächsten Tag frühstückten wir in einem Café, um dann mit dem Bus nach Tajin zu fahren. Ein Vater und sein Sohn, die auch dorthin wollten, sprach ich an der Bushaltestelle an und z u viert fuhren wir mit einem Taxi zum besagten Ort. Es war heiß und feucht, viel extremer als im Staat San Luis Potosi. Doch die Pyramidenanlage in Tajin ist toll. Diese ist erst Ende des 20. Jahrhundert überhaupt entdeckt und teilweise ausgegraben worden. Man vermutet, dass ein Großteil der Anlage noch von Dschungel überwuchert wird. Seit 1993 zählt die Anlage zum Weltkulturerbe der UNESCO. Das Schöne an dieser Jahreszeit ist, dass fast keine Touristen unterwegs sind. Mehr oder minder alleine konnten wir uns in Ruhe diesen Ort anschauen. Die Pyramide der Nischen, so heißt die besterhaltene der Anlage, bewundern und der Dschungel ist sowieso immer wieder bemerkenswert. Nach 4 Stunden hatten wir genug Steine gesehen und fuhren zurück nach Papantla. Wir ruhten uns ein wenig aus, schauten uns die Stadt an und abends gesellten wir uns zu den Einheimischen auf die Haupt Plaza. Dort ist immer was los und Jung und Alt sind auf den Beinen. Am nächsten Tag nahmen wir den Bus zurück nach Poza Rica, die Fahrt dauerte über eine Stunde, denn der Bus kam nur langsam voran in dem Verkehrschaos. Dort mussten wir uns nochmal ein Taxi nehmen, um zu Colegio zu kommen. Die Familie war schon startklar und die Tante fit für die lange Reise. Tja, jetzt waren wir 6 Personen, heißt einer zu viel. Saul hatte Waldemar aber schon angekündigt, dass er die Rückfahrt im Kofferraum verbringen müsste und er war einverstanden. Zwischen Koffern und Taschen nahm Waldemar Platz und ertrug die Fahrt klaglos. Meinen Respekt hatte er auf der ganzen Linie. Ich saß mit Mama und Papa Salazar auf der Rückbank, jetzt zwei nicht ganz schlanke Personen neben mir und ich kam mir vor wie eine Sardine in der Blechdose. Der Tante vorne ging es, nach ihrem Mundwerk nach zu urteilen, bestens. Sie erzählte und erzählte, im Ernst, 8 Stunden lang. Und weil das Auto ja noch nicht genug vollgepackt war, musste Saul zwischendurch bei einem Obstverkäufer anhalten und die Tante kaufte noch 2 Stauden Bananen. Nachdem sie einen guten Preis ausgehandelt hatte, wurde der Obstverkäufer mit dem Segen Gottes belohnt. Dieser bedankte sich brav, und die Bananen wurden in alle noch leeren Ecken gepackt und weiter ging die Fahrt. In Rio Verde kam Waldemar kaum noch aus dem Auto raus, alle Knochen taten ihm weh. Wir luden die Tante bei ihrer Schwester ab und bekamen was zu essen. Der Bruder von Mama Salazar brachte uns nach Hause und wir verschwanden ziemlich schnell in unserem Domizil. Freitag war Erholung angesagt und Samstag fand das große Familienfest statt, zu dem wir eingeladen waren. Morgens durften wir aber erst mal bei den Vorbereitungen mithelfen. Zimmer saubermachen, Betten beziehen, Essen vorbereiten usw. Die Patriarchin der Familie, heißt, die Mutter unserer Mama Salazar, hat ein riesiges Grundstück gekauft und darauf ein Hotel errichtet, was aber noch nicht ganz fertig ist. Die Handwerker waren am Rotieren, um die Fenster notdürftig zu schließen, das Gelände zu säubern und den Swimmingpool mit Wasser zu befüllen. Keine arme Familie, das steht mal fest. Nachmittags wurden wir entlassen, durften duschen und noch eine halbe Stunde ausruhen, bevor es zur Party ging. Dort wurden wir von allen Seiten freundlich begrüßt und ein Bier bekamen wir auch in die Hand gedrückt. Die Jugend interessierte sich für uns und viele Fragen wurden gestellt. Dann ging die Feier richtig los, eine Gruppe Musiker trat auf und Volksmusik wurde gespielt. Jede der anwesenden Familien musste nacheinander auf die Bühne und ihre Tanzkünste vorführen. Toll, die Hüften wurden geschwungen und der Boden bebte. Waldemar und ich durften auch mal, nur die Tanzschritte konnten wir nicht so gut, egal, wir gaben unser Bestes. Dann wurden viele Gäste aufgefordert, etwas zu singen oder vorzutragen. Wir mussten auch ran, ach, Du meine Güte! Wir dachten uns eine Dankesrede aus, die Waldemar auf Deutsch und ich auf Spanisch vortrug. Abschließend sangen wir noch ein Geburtstagsständchen auf deutsch für eine weitere Tante, die an diesem Tag 90 Jahre alt geworden ist. Die Mexis waren beeindruckt und Saul meinte, er müsste sein Bild über die Deutschen komplett überarbeiten. In Deutschland selber hätte er uns Deutsche immer als sehr kühl und unnahbar empfunden. Wir würden völlig anders sein! Nach den Gesangs- und Spracheinlagen wurden Familienfilme aus alten Tagen gezeigt und anschließend die Tanzbeine wieder geschwungen. Gegen 1:00 Uhr war bei uns die Luft raus und Mama Salazar fuhr uns nach Hause.

Rioverde nach Santa Maria del Rio 08.07.2012
Sonntag, der letzte Vormittag in Rio Verde, wir ärgerten uns noch ein wenig mit Amazon rum, denn jetzt hieß es, es wäre doch nicht so einfach, ein neues Kindle nach Mexiko zu schicken. Ohne Ergebnis packten wir unsere Taschen, frühstückten mit Saul noch in einem Lokal mit regionaler Küche und packten gegen 14:00 Uhr unsere Räder auf seinen Pick Up, damit er uns schon gefahrene Wege zurück Richtung San Luis Potosi Stadt bringen konnte. 130 Kilometer, davon 80 Kilometer bergan, ersparten wir uns auf diese Weise. Wir waren nicht undankbar. Wir genossen noch die letzten Stunden mit unserem tollen Gastgeber. Bsei ihm haben wir letztendlich 12 Tage verbracht und es war eine tolle Zeit in jeder Hinsicht. An der Abfahrt nach Santa Maria del Rio verabschiedeten wir uns dann, nachdem wir nochmal Luft in unsere Reifen gepumpt hatten und Saul meine Klingel noch klein gekriegt hatte. Die Reste durfte er abschrauben und als Geschenk mit zurück nach Hause nehmen. Er wird uns immer in Erinnerung bleiben, da sind wir uns sicher. Schlappe 25 Kilometer bis nach Santa Maria del Rio lagen noch vor uns, ein Klacks. Dort fanden wir ein kleines Hotel direkt an der Plaza und auch leckere Tacos mit super nettem Service. 2 Stück Kuchen passten auch noch rein, dann verschwanden wir ins Bett.

Santa Maria del Rio nach Dolores Hidalgo 09.07.2012
Gegen 6:00 Uhr telefonierten wir wieder mal mit Amazon, auch heute wieder ohne Ergebnis. Die rechte Hand weiß nicht, was die linke tut, und umgekehrt. Ich war richtig sauer am Telefon und der Mann in der Leitung hatte so gar keinen Peil. Wir gaben es auf und begruben unsere Hoffnungen, ein neues Gerät zu bekommen. Die ersten Kilometer hatte ich einen richtigen „Kloß im Hals“, so ärgerte ich mich im nach hinein noch über das Gespräch. Dann nahm mich aber die Strecke zu sehr in Anspruch, und ich regte mich wieder ab. In Dolores Hidalgo kamen wir gegen 13:00 Uhr an und waren in der Wiege der mexikanischen Unabhängigkeitsbewegung angelangt. Dieser Ort ist wohl einer der Ausgangsorte für die Befreiung und Unabhängigkeit Mexikos vor 202 Jahren. Gleichzeitig ist Dolores Hidalgo Geburts- und Gedenkort für einen der größten Sänger des Landes, José Alfredo Jimenez. Über ihn hatten wir schon ganz viel gehört und wollten uns das Museum anschauen. Aber vorher wollten wir noch eine Unterkunft finden, was sich als nicht ganz einfach erweisen sollte. Die Hotels waren zu teuer, die Touristeninformation geschlossen, weil Montag, was tun? Ein Mitarbeiter eines zu teuren Hotels erbarmte sich und gab mir den Tipp, in einer nahe gelegenen Posada nachzufragen. Dort bekamen wir ein Zimmer für 250 Pesos und konnten in Ruhe die Stadt und das Museum besichtigen. Sehr schön gemacht, mit viel Liebe fürs Detail, aber nicht zu pathetisch. Nach dem Besuch kümmerten wir uns um unser leibliches Wohl und verbrachten den ganzen Nachmittag und Abend auf der Plaza.

Dolores Hidalgo nach Guanajuto 10.07.2012
54 Kilometer, klingt gut, wenn man nicht weiß, was auf einen zu kommt. Serpentinen, eng mit völlig durchgeknallten Autofahrern, ich hätte sie alle umbringen können. Noch eine Kurve, wieder hoch und höher bis auf 2626Hm. Dann eine kurze Abfahrt, um nochmal zu klettern. Endlich kam die eigentliche Abfahrt runter in die Stadt, und ich war so happy, das ich glatt vergaß, ein Foto von oben gesehen auf Guanajuto zu machen, was sich echt gelohnt hätte. An einer Barockkirche machten wir Pause, aßen nicht ganz so gute Tacos und verschnauften. Ich wagte noch einen Blick ins Kircheninnere, dann fuhren wir weiter ins Zentrum. Mittlerweile sind auch hier Schulferien in Mexiko und die Stadt war brechend voll. Guanajuto ist eine sehr schöne Stadt und auch für die Geschichte Mexikos eine sehr wichtige Stadt. Wir kämpften uns durch die Menschenmassen. Waldemar wartete auf einen Platz und ich ging zu Fuß weiter. Im Informationsbüro traf ich einen älteren Herrn, der mir sagte, er kenne nur ein preisgünstiges Hotel in der Stadt, was auch sauber und gepflegt wäre, dafür müsste ich einfach nur ein Stück zurückgehen. Ich fragte im Hotel nach und wir bekamen ein Zimmer, zwar winzig klein, aber sauber für 300 Pesos, was immer unsere Obergrenze ist. Nach dem Duschen und Wäsche waschen stürzten wir uns wieder ins Getümmel und hatten auf so viele Menschen eigentlich gar keine Lust. Waldemar war genervt, weil er endlich die Sache mit dem Kindle in Ordnung bringen wollte, wir uns aber mit unserem Computer in keinem Internet Café einloggen konnten, weil der Anschluss nicht passte. Wir bekamen uns kurz in die Haare, um schnell wieder lieb miteinander umzugehen. Brachte doch nichts, uns zu streiten. Viel lieber gingen wir unserer Lieblingsbeschäftigung nach, gutes Essen zu finden. Auf einem Platz konnten wir dann doch noch über Skype mit Amazon.com sprechen und endlich wird uns ein neues Kindle nach Mexiko geschickt. Natürlich für den vollen Preis. Danach schlenderten wir noch ein wenig durch die Stadt, schauten uns noch ein paar Hostals an, die aber wesentlich teurer waren als unser Hotel und fanden noch ein Geschäft mit wunderschönen Leder Artisanias. Waldemar nutzte die Gunst der Stunde und gab ein Lederetui in Auftrag, welches auch tatsächlich am nächsten Tag fertig sein sollte. An einem weiteren Geschäft für Artisanias kamen wir auch nicht vorbei. Hier wurde Kunsthandwerk aus den verschiedensten Bundesstaaten Mexikos ausgestellt und wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Zwei bestickte Deckchen nahmen wir mit. Ich musste Waldemar regelrecht zurückhalten, sonst hätte er noch mehr gekauft. Danach beobachteten wir noch eine Musikgruppe in altertümlicher Kleidung, die vor dem schönen Theater der Stadt aufspielte. Doch die Anstrengung des Tages war zu groß gewesen. Gegen 22:00 Uhr verschwanden wir im Hotel und wollten nur noch schlafen.

Zweiter Tag Guanajuto 11.07.2012
Wir schliefen aus, ich aß Muffins zum Frühstück und Waldemar genehmigte sich Tacos de Pastor. Dann machten wir uns auf zum Don Quijote Museum. Dort bekamen wir wunderschöne Bilder und Skulpturen von dem Don und seinem treuen Weggefährten Sancho Panza zu sehen, echt lohnenswert. Und weil Kunst auch anstrengt, brauchten wir jetzt einen Café. Gleich gegenüber dem Museum gab es einen netten Laden, wo wir auch Café Pulver kaufen konnten, denn in normalen Geschäften in der Stadt fanden wir nur Nescafé, igitt. Dort hielten wir uns ziemlich lange auf und ließen die Seele mal wieder baumeln. Dann holten wir das in Auftrag gegebene Lederetui ab und es ist wirklich sehr schön geworden. Danach statteten wir einem Dulce Laden de Catrina (nur regionale Süßigkeiten) einen Besuch ab und kauften Glorias, das sind Karamell Stücke aus Ziegenmilch mit Pekan Nüssen, ein Genuss. Was allerdings noch viel interessanter war, das der ganze Laden war mit prachtvoll geschmückten Skeletten dekoriert war, die auch nicht fotografiert werden durften. Ich habe dann mal Tante Google gefragt und den folgenden A bschnitt rausgezogen. Día de los Muertos, das mexikanische Totenfest am 2. November, ist neben dem Fest der Jungfrau von Guadalupe am 12. Dezember, das bedeutendste Fest Mexikos. Dem Glauben nach besuchen in der Nacht vom 1. auf den 2. November die Seelen der Verstorbenen die Lebenden. Aus diesem Grunde ist dieser Tag, anders wie z.B. in Deutschland, kein Trauertag, sondern ein farbenprächtiges Volksfest zu Ehren aller Verstorbenen. In den Geschäften und auf den Märkten werden schon Wochen vor dem 2. November Skelette aus Draht oder Pappmaché, künstliche Totenköpfe in allen Formen und Farben, Abbildungen der berühmten „Calavera Catrina“, Marzipan Särge und „calaveras de dulce“ (Totenköpfe aus Zuckerguss) angeboten. In den Familien laufen die Vorbereitung „zum Besuch der Verstorbenen“ auf Hochtouren. Damit sie den Verstorbenen einen feierlichen Empfang bereiten können, werden die Gräber mit Blumen und Kerzen geschmückt, die Häuser auf Hochglanz gebracht, Opferaltäre, die sogenannten „ofrendas“, in den Häusern errichtet und ein spezielles Brot, das „Pan de muertos“ (Totenbrot), welches es nur an diesem Tag zu essen gibt, gebacken. Der Heimweg für die Verstorbenen wird mit Blumen gekennzeichnet. Um zu vermeiden, dass sich die Verstorbenen auf dem Weg nach Hause verirren oder versehentlich zu einem falschen Opferaltar gelangen, werden auf dem Weg vom Friedhof bis zum jeweiligen Wohnhaus gelbe Cempasúchil – Blüten, - in der Indiosprache Nahuatl „Blumen der 400 Blüten“- gestreut. Im überlieferten Glauben geht man davon aus, dass Verstorbene die Farbe Gelb am besten erkennen können. So verschieden sind die Kulturen. Wir spazierten noch ein wenig durch die Gassen, verschlangen zwischendurch ein ganzes Hähnchen, danach kamen wir uns vor wie Max und Moritz, nur das das Beinchen nicht aus dem Mund rausschaute. Siesta ist auch was Feines und wir legten uns ein wenig aufs Ohr. Abends gingen wir nochmal raus, der Himmel wurde zusehens dunkler und dann regnete es wie aus Kübeln. Wir saßen in der Taqueria, wo Waldemar schon morgens eingekehrt war und warteten das Unwetter ab. Halbwegs trocken kamen wir im Hotel wieder an und ließen den Abend ausklingen.

Guanajuto nach Uriangato 12.07.2012
Durch das hier existierende Tunnelsystem fanden wir den Weg aus der Stadt raus. Zum Glück waren noch nicht so viele Autos unterwegs, sonst wären wir wahrscheinlich dem Ersticken nahe gewesen, denn eine Belüftung gibt es in den Schächten nicht. Zum Glück hatten wir die Berge hinter uns gelassen und die ersten 84 Kilometer waren leicht zu fahren. Wir waren schon gegen 12:30 Uhr in Villa de Santiago. Von weiten gefiel uns der Ort schon nicht und wir beschlossen, weiter zu fahren. Doch jetzt ging es wieder steil bergan, wir kämpften uns durch, und kamen zu den ersten wunderschönen Seenlandschaften im Bundesstaat Michoagan. Reiher ohne Ende sahen wir und richtige Sumpflandschaften. Wir wären gerne dortgeblieben, fanden aber keine Unterkunft und fuhren weiter nach Uriangato. Dieser Ort besteht nur aus Kleiderläden, so unser Gefühl. Nicht sehr schön und von grün keine Spur mehr. Das erste Hotel war wieder zu teuer. Wir fuhren weiter zur Haupt Plaza, wo ich nachfragte. Nicht weit weg von dem Platz wurden wir fündig und checkten ein. Abends liefen wir ein wenig durch die Straßen, hässlich, nur auf der Plaza gab es Bäume und viele Menschen. Wir fanden eine Señora, die Gorditas mit Kartoffen, Bohnen und den verschiedensten Fleischgerichten anbot und ließen es uns schmecken. Danach leisteten wir uns noch hausgemachtes Eis und setzten uns zu den Einwohnern, die uns wie überall immer neugierig beobachteten. Wir schauten zurück und wurden angelächelt, was wir auch immer sehr schön finden.

Uriangato nach Morelia 13.07.2012
Gegen 8.00 Uhr starteten wir und es war kühl. Na, so was. Dann fing es auch noch an zu regnen, doch bitte jetzt nicht. Statt die Libre zu fahren, entschieden wir uns für die Cuota, die hat wenigstens einen breiten Seitenstreifen, was bei diesem Schied Wetter wesentlich angenehmer ist. Die Kontrolleure ließen uns kostenlos durch und es hörte auch wieder auf zu regen. Die neue Autobahn führt mitten durch das Seengebiet, welches wir jetzt wieder durchquerten und die ansässigen Wasservögel haben sich wohl an den Autolärm gewöhnt. Zu Hunderten sahen wir sie um uns herum, nach Nahrung suchend. Danach kamen die Baustellen mit viel Staub und Dreck. Nach einer Pause hatte ich einen Platten, natürlich wieder im Hinterrad. Ein wirklich langer Nagel hatte sich durch den Mantel gebohrt, da war nichts zu machen. Der Verkehr wurde dichter und in Morelia herrschte Chaos. Autos, Menschen, Gehupe, o Mann. Wir boxten uns bis zur Hauptkathedrale durch. Von da aus ging ich zu Fuß weiter zum Informationsbüro. Der Mitarbeiter dort war emsig bemüht, eine passende bzw. bezahlbare Unterkunft zu finden, was sich als nicht ganz so einfach rausstellte. Er telefonierte lange rum, dann schickte er uns in das Youth Hostel der Stadt. Dort angekommen, gab es kein separates Zimmer, nur ein 8 Mann Raum, wo wir auf keinen Fall rein wollten. Außerdem viel zu teuer. Der Rastaman, den ich dort antraf, war aber auch direkt behilflich und die Telefonleitungen liefen wieder heiß. Im Hostal der Franziscunis gab es ein Zimmer für 300 Pesos mit Frühstück. Wir machten kehrt und wollten es nochmal auf eigene Faust probieren. Doch das Hotel, wo wir nachfragten, war nicht wirklich sauber und wir ließen die Weitersuche bleiben. Im Hostal empfing man uns freundlich. Laura, die Chefin, zeigte mir ein Zimmer auf der zweiten Etage, doch dieses winzig und ohne eigenes Bad, was ich für den Preis von 300 Pesos schon erwartet hätte. Sie sah mir meine Enttäuschung wohl an und bat mich, wieder mit runter zu kommen. Dann überlegte sie kurz und zeigte mir eine Alternative im Erdgeschoss, nach hinten raus, wo wir schon mal keinen Straßenlärm hörten. Sie schloss auf und ich stand in einem Studio mit Bad und Küche. Verdutzt schaute ich sie an und fragte nach dem Preis. Normalerweise würde sie dafür 450 Pesos nehmen, doch nach einem nochmaligen kurzen Zögern gab sie es mir für 300 Pesos. Radler Rabatt!!! Ich umarmte sie und holte Waldemar ab. Wir bezahlten 3 Nächte und atmeten durch. Nach der Dusche und einer Ruhepause gingen wir ein wenig durch die Stadt. Viele Mexikaner schwärmen von Morelia, wir waren enttäuscht. Lärm, kein Charme und gutes Essen fanden wir auch nicht. Wir setzten uns in eine Taqueria. Der musizierende Mexi wartete schon, wie immer, wenn wir ein Lokal aufsuchen, und sang uns ein Liedchen. Wir bezahlten ihn brav dafür und durften in Ruhe essen. Das Essen war okay, aber nicht der Hit. Die Stadt gefiel uns auch danach nicht viel besser und wir überlegten, was wir machen sollten. Wir gingen nochmal zum Youth Hostel zurück, um uns nach einem Ausflug nach Patzcuaro zu erkundigen. Die Mitarbeiterin gab uns einen Flyer und erklärte uns auch, wie wir alleine mit dem Bus hinkommen könnten. Dann gingen wir noch in den Mercado für Artisanias, der uns so groß angepriesen worden war und wurden auch hier enttäuscht. Na gut, statt etwas zu kaufen, ließ sich Waldemar mal wieder die Haare schneiden. Dann liefen wir zurück zu unserer schönen Unterkunft ließen den Abend ausklingen. Nachts regnete es in Strömen, und es kühlte sich merklich ab.

Zweiter Tag Quiroga
Das erste Mal in Mexiko, das wir Frühstück bekamen, auch nicht schlecht. Frisches Obst, Café, gewürzt mit Zimt, Brot und Erdnussbutter. Laura setzte sich zu uns und wir fragten sie, wo wir Artisanias finden könnten, denn dafür wären wir schließlich nach Morelia gekommen. An der Franziscus Kirche gab es wohl noch einen Mercado, das war es dann aber auch schon. Sie gab uns den Tipp, mit dem Bus nach Quiroga zu fahren, dieser Ort wäre für sein Kunsthandwerk bekannt. Taten wir, erst mit dem Combi Roja zur La Corona, dann in den Überlandbus nach Quiroga. Statt 20 Minuten fuhren wir 45 Minuten, von der Landschaft sahen wir nicht viel, denn viele Regenwolken versperrten die Sicht. In Quiroga angekommen, sahen wir eine lange Straße, wirklich nur mit Kunsthandwerker Läden. Doch so richtig überzeugen konnten uns die angebotenen Sachen auch dort nicht. Ein Domino Spiel aus Holz wollten wir erwerben, doch die Qualität ließ zu wünschen übrig. Endlich hatten wir eins gefunden, was uns einigermaßen zusagte und kauften es. Im nächsten Geschäft fanden wir dann Domino Steine, die uns viel besser gefielen und ärgerten uns gewaltig. Ich nahm kurzentschlossen das gekaufte Spiel und brachte es zurück in das andere Geschäft. Die Verkäuferin war zwar nicht begeistert, gab mir aber das Geld zurück. Ich bedankte mich höflich und wir kauften die schöneren Steine. Danach probierten wir Tamales, Tacos und Gorditas, wieder sehr lecker und gut. Während dem Essen fing es auch hier an zu regnen und so, wie es aussah, hörte es auch so schnell nicht mehr auf. Wir liefen im Regen zur Haltestelle und hatten Glück. Dort stand schon ein Bus, der zurück nach Morelia fuhr. Es klappte alles wie am Schnürchen und nach 45 Minuten standen wir wieder bei La Corona. Ein Combi Roja kam uns entgegen und wir durften einsteigen. Es gibt in Morelia ein richtiges Netzwerk dieser Kleinbusse, und für 6 Pesos (rund 30 Cent) kann man durch die ganze Stadt fahren. Im Centrum stiegen wir aus, gönnten uns noch ein Eis und gingen ins Hostal. Auch in Morelia regnete es wieder. Wir froren richtig und ich holte meine dicken Socken raus und verschwand unter zwei Bettdecken, hätten wir uns vor einigen Tagen nicht vorstellen können.

Dritter Tag Patzcuaro
Heute fuhren wir nach Patzcuaro. Wieder rein in einen Combi Roja, diesmal zum Zentralbusbahnhof, der sich im Norden der Stadt befindet, dann in den Überlandbus nach Patzcuaro. Auch diese Fahrt dauerte rund 45 Minuten und die Berge waren nebelverhangen. In Patzcuaro nahmen wir dann auch einen Combi, der uns zum Zentrum fuhr, doch wir stiegen schon vorher aus, denn auch hier tobte der Bär und zu Fuß waren wir wesentlich schneller. Wir wuselten uns durch das Getümmel, schauten uns eine Kirche an und kamen danach zur Plaza, wo sich rund herum Kunsthandwerker Läden befanden. Endlich fanden wir genau die Handwerkskunst, die uns gefiel. Handgemacht und zuschauen konnten wir auch. Wir verfielen in einen richtigen Kaufrausch und überlegten, wie wir die ganzen Sachen transportieren sollten. Egal, uns würde schon was einfallen. Nebenbei genossen wir die Stadt und die vielen Musikanten und Tänzer. Gutes Eis und leckeres Essen gab es dort auch. Gegen 17:00 Uhr traten wir den Heimweg an. Combi, Bus, Combi ohne Komplikationen. Jetzt hatten sich die Nebelwolken verzogen und wir konnten die wunderschöne Landschaft genießen. Um Patzcuaro herum gibt es tolle Seen mit bewohnten Inseln. Die sind eigentlich ein Muss, aber um diese Jahreszeit regnet es zu häufig und die Bus-Tour, die 11 Stunden dauert, wollten wir uns nicht antuen. In Morelia fanden wir dann auch noch eine gute Taqueria, die Spezialitäten der Region anbot. Zum Bsp. Alambra, eine Mischung aus Fleisch, Zwiebeln, gelber Paprika, Tomate, Gewürzen, Koriander mit kleinen Tortillas, nur zu empfehlen. Im Hostal angekommen, bestaunten wir ein weiteres Mal unsere Schätze, einkaufen kann richtig Spaß machen!

Vierter Tag Morelia
Okay, nach vielen Überlegungen und Recherche im Internet entschlossen wir uns, ein Paket zu packen und nach Deutschland zu schicken. Mein Kindle packte ich auch direkt mit ein und wir machten uns auf den Weg zu ESTAFETA, die wohl ein Unternehmen in Mexiko sind, wo die Pakete auch ankommen. Hieß, durch die ganze Stadt laufen, die Packstation finden, Preise einholen und schlucken. 1 Kilo kostete 799 Pesos (rund 47€), 2 Kilo 935 Pesos (rund 55€), alter Schwede. Na gut, kaufen wir halt noch was, damit es sich auch lohnt. Wieder zurück ins Zentrum, in den Mercado für Keramik. Dort fanden wir noch eine wunderschöne Vase. Diese kam mit in den Karton und wieder retour zur Packstation. Dort mussten wir die gesamten gekauften Sachen Punkt für Punkt schriftlich auflisten, die Preise angeben und uns brav anstellen. Es dauerte ewig, die Frau am Schalter hatte keinen Plan. Der Kollege musste ran und nach einer gefühlten Ewigkeit war das Paket endlich zugeklebt und wir weitere 55€ los. Wieder zurück ins Zentrum. Endlich was zwischen die Kiemen bekommen. Doch die Mole Verde (grüne Sauce) war so scharf, das Waldemar der Appetit verging. Wir hielten Siesta und aßen abends nochmal Tacos Alambra. Später wurden wir von Laura und ihrem Sohn noch herzlich verabschiedet. Ein Foto musste sein, dann legten wir uns schlafen. Dieses Hostal in Morelia können wir wirklich empfehlen.

Morelia nach Maravatio de Ocampo 17.07.2012
In der Dämmerung fuhren wir los. Knapp 100 Kilometer wollten bewältigt werden. Mir fiel es heute schwer, zu fahren. Natürlich ging es wieder bergan bis auf 2700Hm, dazu war es kalt. Unsere Langarm Shirts zogen wir an diesem Tag nicht aus. Die Straßen waren wieder voll mit Drähten, doch heute kamen wir ohne Pannen durch. Viele tote Tiere lagen am Straßenrand oder mitten auf der Fahrbahn. Unter anderem auch ein Pferd, kein schöner Anblick. Die Abfahrt versöhnte mich wieder ein wenig mit dem Tag. In Maravatio de Ocampo fühlten wir uns von der ersten Minute an nicht wohl. Die Leute dort starrten uns förmlich an. Laut Aussage eines Polizisten gab es ein Hotel im Ort. Die wollten schlappe 400 Pesos für ein Mini Zimmer haben. Ich fand dann ein weiteres, was mit 450 Pesos auch nicht unserer Preiskategorie entsprach. So ein Nest und solche unverschämten Preise. Waldemar hütete unsere Räder und ich ging zurück zu dem Polizisten mit der Frage, wo die Feuerwehr wäre. Er fragte mich, warum, und ob ich das Hotel nicht gefunden hätte. Nachdem ich ihm den Preis genannt hatte, holte er einen Kollegen dazu und der rief bei den Bomberos an. Dort hätten wir unser Zelt aufschlagen können. Mit der Wegbeschreibung lief ich zurück zu Waldemar, der mich schon sehnsüchtig erwartete. Ein junger Mexikaner hatte ihn angesprochen und mein Mann hatte die Gelegenheit genutzt, nach einer Unterkunft zu fragen. Der Youngster wollte nur seiner Chefin Bescheid sagen, und würde gleich wiederkommen. So war es dann auch. Rafael zeigte mir ein weiteres Hotel etwas außerhalb, aber sehr nett und mit 255 Pesos bezahlbar. Der Junge ist 23 Jahre alt und schon verheiratet. Allerdings lebt seine Frau in den USA und er ist immer glücklich, wenn er mal Englisch sprechen kann. Wir bedankten uns herzlich und ließen es bleiben, bei der Feuerwehr zu campen. Eine weise Entscheidung, denn nachdem wir noch richtig gut in einer Cocina Economica zu Abend gegessen und eingekauft hatten, regnete es die ganze Nacht in Strömen.

Maravatio de Ocampo nach Ixtlahuaca de Rayon 18.07.2012
Das erste Mal in Mexiko, das unsere gewaschenen Radsachen über Nacht nicht trocken geworden sind. Wir packten feuchten Sachen ein und holten unsere zweite Garnitur raus. Wieder mussten wir klettern, die Straßen hatten teilweise kein Seitenstreifen und es wurde eng. Die Landschaft war toll, sattes Grün, viele Blumen. Leider auch viel Unrat. Es sollte ein Tag der Pannen werden. 2 platte Hinterreifen, eine gebrochene Speiche. Erst gegen 16:00 Uhr kamen wir in Ixtlahuaca de Rayon an und der Himmel war schon wieder mit dunklen Wolken zugezogen. Ein Taxifahrer gab uns den Tipp, in der Posada de Familia anzufragen, was wir auch taten. Die Senora war nicht nett, doch wir hatten keine Alternative. Zuerst zeigte sie mir ein Apartment, das 480 Pesos kosten sollte. Ich sagte ihr, wir bräuchten nur ein Zimmer und eine möglichst warme Dusche, denn die Kälte kroch uns in die Glieder. Widerwillig zeigte sie mir ein Zimmer, das 380 Pesos kostete. Nach langen Verhandlungen gab sie es mir für 325 Pesos, was mich auch nicht wirklich glücklich stimmte. Doch es fing schon an zu tröpfeln und wenig später öffnete der Himmel wieder seine Schleusen. Wir nahmen das Zimmer und waren heilfroh, noch rechtzeitig einen Unterschlupf gefunden zu haben. In einer Regenpause machten wir uns auf in den Ort, kauften bei einer Bodega ein und fanden danach einen Straßenstand, die hervorragende Gortitas und Papas a la Francesa anboten. Wir setzten uns unter eine Plane und ließen es uns schmecken. Ein Mädchen, wahrscheinlich die Tochter der Köchin, plapperte mich die ganze Zeit zu und ich versuchte, ihr so gut wie möglich zu antworten. Wir hatten Beide unseren Spaß. Gut gesättigt traten wir den Rückweg an und schon fing es auch wieder an zu regnen. Wir verkrochen uns ins Bett, wieder mit drei Decken bewaffnet.

Ixtlahuaca de Rayon nach Capulhuac 19.07.2012
Unsere Sachen wurden auch in dieser Nacht nicht trocken, die Luftfeuchtigkeit ist wohl einfach zu hoch. Unsere zweite Garnitur hatten wir zum Glück nicht gewaschen, musste halt dies nochmal ran. Wir fuhren wieder in Richtung einer bezahlten Autopista. An der Zahlstation übersah ich eine Bordsteinkante und stürzte. Ich konnte nur noch Waldemar hinterherrufen. Der hörte mich zum Glück und kam zurückgefahren. Die Mexis enttäuschten mich, denn keiner machte Anstalten, mir zu helfen. Nachdem mir Waldemar aufgeholfen hatte, knickte er mit dem linken Fuß um und Tränen traten ihm in die Augen, was für ein SCH… tag. Nach Verabreichung von Arnica und Beinwell traten wir die Weiterfahrt an. Wir wollten Toluca auf jeden Fall umfahren, denn nach einer fast Millionenstadt stand uns nicht der Sinn. Doch zum ersten Mal durften wir nicht die Autopista, die um die Stadt herumführte, benutzen. Ich konnte es nicht fassen. Wir machten kehrt und knack, konnte ich meinen ersten Speichenbruch auf der bisherigen Fahrt verzeichnen. Auf dem Seitenstreifen der Autobahn reparierten wir den Schaden und fuhren zurück auf die Libre. Es war eine Höllenfahrt durch Toluca. Ich schwitzte „Blut und Wasser“. Rücksichtslose Auto- und Busfahrer, und diese ätzende Stadt wollte kein Ende nehmen. Endlich waren wir durch und atmeten auf. Und wo befanden wir uns, wieder auf der Autopista. Sollte mal einer kommen und uns zurück schicken wollen, dem hätte ich was erzählt. Kurz vor der Abfahrt nach Capulhuac kam tatsächlich an der Zahlstation ein Mitarbeiter winkend auf uns zu und erklärte, das Radfahren dort nicht erlaubt wäre. Wir konnten ihn überzeugen, das kurze Stück bis zu der Ausfahrt noch weiter zu fahren und er ließ uns passieren. Capulhuac machte im ersten Moment auch nicht gerade einen netten Eindruck, doch auf den zweiten Blick war die Stadt schon angenehmer. Statt in einem Hotel schliefen wir in der Casa de Huespedes für 150 Pesos. Wir konnten unsere Sachen waschen und vernünftig trocknen, denn Klärchen ließ sich tatsächlich seit Tagen mal wieder blicken. Im Mercado der Stadt aßen wir gemütlich und haufenweise Steinpilze sichteten wir bei den Straßenhändlern. Bei den riesigen Wäldern in der Gegend kein Wunder. Wir gönnten uns eine Mütze Schlaf und schlenderten abends noch ein wenig durch den Ort. Regen gab es auch heute später am Abend, doch unsere Wäsche war trocken und schon längst wieder abgehangen. Auch diese Nacht war kalt und wir kuschelten uns eng aneinander.

Capulhuac nach Cuernavaca 20.07.2012
Gegen 7:30 Uhr starteten wir und fuhren gleich wieder in die Berge. Heute erreichten wir einen neuen Rekord mit über 3159Hm. Die Bergwelt gefiel uns wieder richtig gut, alles grün und bunt. Doch auch wieder viel Müll, nicht so schön. Nach dem heftigen Anstieg kam die rasante Abfahrt, wir fuhren fast 2000Hm wieder runter nach Guernavaca. Zum ersten Mal waren wir froh, diese Strecke nicht umgekehrt fahren zu müssen. Cuernavaca gefiel uns überhaupt nicht. Kein schönes Zentrum, laut und dreckig und die Unterkünfte teuer. Bei der Touristeninfo fragte ich nach der Casa der Huespedes, davon gab es wohl sehr viele hier. Ich klapperte mehrere Häuser ab und letztendlich bezahlten wir 220 Pesos für ein winziges Zimmer. Wir setzten uns nach dem duschen auf die Plaza und beobachteten Leute. Dann suchten wir ein Lokal auf und bezahlten für das Tagesmenü mit Suppe, Hauptspeise und Dessert incl. Melonensaft 80 Pesos (4.70€), unglaublich. Gut gesättigt traten wir den Heimweg an und abends regnete es schon wieder wie aus Kübeln. Der ganze Innenhof stand binnen Minuten unter Wasser, zum Glück blieb es im Zimmer trocken. Dazu donnerte es gewaltig. Wir merkten aber schon, das wir wieder unter 1300Hm waren, denn es war nicht mehr kalt. Cuernavaca können wir nicht empfehlen.

Cuernavaca nach Izúcar de Matamoros 21.07/22.07.2012
Noch in der Dämmerung fuhren wir los, 116 Kilometer mussten wir heute bewältigen. Mein Hintern tat mir an diesem Tag besonders weh. Wir legten immer wieder Pausen ein, genossen aber auch weiterhin die Landschaft um uns herum. In Cuautla fuhr ein Auto an uns vorbei und vom Beifahrerfenster aus hörten wir: „Viel Glück“! Ich fiel fast vom Rad. Kurze Zeit später stoppte der Wagen und das Paar aus Deutschland begrüßte uns freudestrahlend. Sie hatten die Deutschland-Fahne an Waldemars Rad gesichtet. Die Beiden, gebürtig aus Rheinland-Pfalz, leben seit 2 Jahren in Mexico. Er arbeitet für Continental, und der Vertrag ist gerade um 2 Jahre verlängert worden. Deutsch zu reden, war auch mal wieder ganz schön. Sie wünschten uns alles Gute! Auf der Weiterfahrt durften wir zum ersten Mal den Popocatepetl bestaunen. Der ist ja nach wie vor einer der aktivsten Vulkane auf der Welt und rauchte ganz schön, dazu ist er über 5000 Meter hoch und schneebedeckt. Wir konnten uns nicht satt sehen und Waldemar war fasziniert. Ein mexikanischer Radfahrer, der eigentlich in der Gegenrichtung unterwegs war, wollte unbedingt mehr über uns und unsere Räder wissen, und machte kehrt. Wir gaben brav Auskunft und fuhren weiter. Mittags machten wir Rast bei einer Taco-Bar, nur süsse Teilchen reichten uns an diesem Tag nicht. Endlich in Izúcar de Matamoros angekommen, stürmten wir sofort die dortige Bodega und füllten unsere Wasservorräte und Fressalien auf. Dann ging es weiter ins Zentrum. Bei einem Friseur fragten wir nach einer preiswerten Unterkunft. Der verwies uns an ein Hotel, was aber geschlossen war. 2 Polizisten erklärten uns den Weg zur Casa de Huespedes, was wir aber trotz mehrfachen Nachfragen nicht fanden. An der Plaza gab es ein kleines Hotel, was ich mir gerade anschauen wollte. Da standen die beiden Uniformierten wieder bei Waldemar und konnten gar nicht verstehen, dass wir das Haus nicht gefunden hatten. Ich fragte sie, ob sie nicht mit uns kommen könnten und gemeinsam machten wir uns auf den Weg. Wir fanden leider ein absolutes Armenhaus vor und winkten ab. Dann doch lieber ein Hotel. Wir nahmen das Hotel an der Plaza, bekamen ein vernünftiges Zimmer für 250 Pesos und die Taschen wurden uns auch noch hochgetragen, echt nett. Abends aßen wir Gorditas im Mercado und unser Eis bekamen wir auch. Wir beschlossen, noch einen Tag dran zu hängen, ich war echt platt und mein Hinterteil freute sich.

Izúcar de Matamoros nach Acatlán de Osorio 23.07.2012
Knapp 90 Kilometer durch Wald und Kakteen Landschaften, wow. Diese Kombi kannten wir bisher auch noch nicht. Der Popo zeigte sich heute noch deutlicher. Die Strecke machte uns richtig Spaß, denn es ging nicht nur bergauf, sondern auch öfters abwärts. Doch die Drähte auf dem Seitenstreifen fanden auch hier wieder ihren Weg durch den Mantel und Waldemar durfte zwei platte Vorderreifen verzeichnen. In Acatlán de Osorio fanden wir direkt ein preiswertes Hotel für 180 Pesos und überlegten nicht lange. Richtig warm war es wieder und die Wäsche wurde auch bis zum Abend trocken. Wir kauften ein und fanden einen Taco Stand mit richtig guten Tacos, belegt mit Carne Cesina, Papas und Kakteen Gemüse, was uns immer wieder besonders gut schmeckt. Ein Eis gönnten wir uns auch noch, doch ein paar Kinder wollten uns ständig irgendwelche Dinge andrehen und rückten uns richtig auf die Pelle. Irgendwann wurde es uns zu viel und schickten sie ziemlich unwirsch weg, was sie dann auch endlich kapierten. Danach kontrollierten wir unsere Hosentaschen, zum Glück war noch alles da. Zufrieden und gesättigt ließen wir den Abend ausklingen.

Acatlán de Osorio nach Huajuapan de Leon 24.07.2012 - 28.07.2012
Schlimme, schlimme Strecke. Ich war heute dem Weinkrampf nahe. Eigentlich nur 67 Kilometer, doch die zogen sich wie Kaugummi. Immer bergan, keine Erholungen durch diverse Abfahrten und die Sonne tat ihr übriges. Ich dachte, wir würden nie ankommen. Waldemar musste mich immer wieder motivieren. Zum Glück hatten wir heute keine Pannen. Die Straßen waren in einem üblen Zustand, hoffentlich geht das nicht so weiter. In Huajuapan de Leon fanden wir ein ganz neues Hostal mit einem echt netten Betreiber. Die Fahrräder durften wir mit aufs Zimmer nehmen. Dieses ist top eingerichtet und sogar ein Spiegel wurde noch angebracht, damit sich Waldemar mal wieder rasieren konnte. Die Stadt ist nicht nennenswert, doch die Menschen sehr freundlich und das Essen vorzüglich und reichlich. Keine Touris weit und breit, das merkten wir sofort. Internetzugang hatten wir hier auch und es fiel uns nicht schwer, hier ein paar Tage dran zu hängen. Jeden Tag gegen Nachmittag regnete es heftig, doch das störte uns im Moment nicht wirklich. Stattdessen beschäftigten wir uns jetzt mit der deutschen Bürokratie, die mich total ab nervt. Tagelang kamen wir nicht mehr in unsere GMX Postfächer, weil GMX intern Probleme hatte. Das Paket, welches wir von Morelia nach Mettmann geschickt und für den Versand über 50€ geblecht haben, hängt seit dem 18.07.2012 in Köln beim Zoll, und die meldeten sich noch nicht mal, was los ist. Auf unsere Nachfrage schickten die Herren uns eine Mail, was sie noch alles benötigen, unter anderem eine Zollerklärung, hä, und mit dem Hinweis, dass jeder Lagertag weitere 5€ kostet, ich fasse es einfach nicht. Unsere Steuererklärung ist auch nach wie vor nicht durch, weil auch diese Damen und Herren noch eine weitere schriftliche Bestätigung haben wollen, das wir uns tatsächlich im Ausland befinden, nerv. Gestern ist Waldemar in die Kirche gegangen und hat zwei Kerzen aufgestellt. Abends haben wir dann eine weitere Mail von unserer mexikanischen Freundin Natalia aus Mazatlan erhalten, das das schon lange überfällige Paket aus den USA endlich angekommen wäre. Von Amazon.de habe ich eine Gutschrift für das defekte Kindle bekommen, es geschehen noch Zeichen und Wunder. Bei GMX können wir uns nach vielen Beschwerden auch endlich wieder einloggen. Diese Tage haben uns viele Nerven gekostet. In Deutschland selber ist es ja schon nicht ganz einfach, sich durch die Bürokraten-Welt zu kämpfen, doch im Ausland ist es teilweise richtig kompliziert und sau teuer.

Huajuapan de Leon nach Asunción Nochixtan 29.07.2012
Sonntagmorgen, still und leise verließen wir das Städtchen, es wird uns in guter Erinnerung bleiben. Die Straßen waren leer, die nächste Bergkette wartete schon auf uns. Von Sonne bis Regen bot uns dieser Tag das ganze Programm. Ich hatte vorsorglich meine beiden wunden Stellen am Allerwertesten getaped, was nicht wirklich viel nutzte. In der ersten Pause bat ich Waldemar, meinen Sattel weicher einzustellen, was auch tatsächlich funktionierte, eine richtige Wohltat, hätte ich auch eher draufkommen können. 95 Kilometer Sonne, Hitze, heftiger Gegenwind, Kälte und Regen, enge Straßen, Bauchkrämpfe, es war wieder zu „Mäuse melken“. Wir bissen uns durch und wider aller Vermutung schafften wir es wirklich bis nach Asunción Nochixtan. Dort kamen wir gegen 17:00 Uhr völlig erledigt an. Die beiden ersten Hotels ließen nicht mit sich handeln, also weiter, das dritte war voll, im vierten blieben wir. Hier in dem Ort war grosser Markttag, wir probierten Empanadas, leider zu trocken, die Burritos konnten auch nicht überzeugen. Waldemar fand dann zum Glück noch vernünftige Tortillas. Die Matratze im Hotel war bisher die schlechteste und wir verbrachten eine nicht so erholsame Nacht.

Asunción Nochixtan nach Oaxaca 30.07.2012
Ziemlich erschlagen traten wir die Weiterfahrt an. Nachdem wir am Vorabend die Karte studiert hatten, wollten wir auf jeden Fall seit langer Zeit wieder auf die Cuota (kostenpflichtige Autobahn). Die andere Strecke nach Oaxaca sah vom Profil her horrormäßig aus. Wir durften passieren und der erste Teilabschnitt machte richtig Laune. Bergan ging dann Waldemars siebte Speiche „flöten“. Kurz danach hielt uns ein Auto an. Marcos und Carolina aus Oaxaca begrüßten uns, gaben uns gute Tipps für eine Fahrrad-Werkstatt mit auf den Weg und erzählten freudestrahlend, das in Oaxaca heute die größte Feria des Jahres gefeiert würde. Wir waren nicht so happy, denn das bedeutete viele Menschen, volle und teure Unterkünfte. So war es dann auch, die Stadt rappelvoll, das empfohlene Hostal nicht auffindbar, das Youth-Hostel völlig überteuert und die Hotels unbezahlbar. Ich entfernte mich immer mehr vom Zentrum, was ja nicht verkehrt sein konnte und siehe da, an einem Privathaus im Innenhof hing ein Plakat mit „Bedroom for rent“. Ich klingelte und eine ältere Senora machte mir die Tür auf. Ein Hund begrüßte mich Schwanz wedelnd, das fing doch schon gut an. Ich fragte nach einer Unterkunft und wurde rein gebeten. Das Zimmer war okay, mit Toilette und Waschbecken. Die Dusche gab es in ihrem Privathaus, auch kein Problem. 150 Pesos sollte es kosten, ein absolutes Schnäppchen. Internetanschluß hatte sie auch, Volltreffer. Freudestrahlend lief ich zur Haupt Plaza zurück und Waldemar nahm mich in die Arme mit dem Hinweis: „Du bist die Beste“! Hör ich doch gerne. 20 Minuten später bezogen wir unser Quartier und ließen den Trubel hinter uns. Später liefen wir zurück ins Zentrum, zu Fuß vielleicht 10 Minuten, und hörten uns noch ein schönes Konzert an. Die hier gegessenen Epanadas konnten uns auch nicht richtig überzeugen, aber morgen halten wir Ausschau nach Alternativen.

Oaxaca 31.07.2012 - 05.08.2012
Oaxaca ist eine schöne Stadt, doch die Touristen, von denen es hier viele gibt, verderben die Einheimischen. Die Freundlichket läßt teilweise zu wünschen übrig. Schade! Am ersten Tag recherchierten wir wieder stundenlang im Internet, welche Möglichkeiten es gab bezüglich des Paketes aus Amerika, welches sich ja mittlerweile bei unserer Freundin Natalia in Mazatlan befand. Sie schickte es noch am selben Tag nach Oaxaca mit Estafeta (priv. Postunternehmen) mit dem Versprechen, das wir das Paket am nächsten Tag bei einer Poststation in Empfang nehmen könnten, welch Aussichten. Dann machten wir uns schlau, wo Zona Bici (Fahrradladen) zu finden war, statteten dem Laden einen Besuch ab und fragten nach, ob der Maestro Waldemars Hinterrad-Felge neu einspeichen könnte und die anderen 3 Felgen neu zentriert. Kein Problem! Wir bauten die Räder aus, entfernten die Mäntel, Schläuche und Felgenbänder und liefen zurück zum Geschäft, jeder mit zwei Felgen bewaffnet. Am nächsten Tag gegen 16:00 Uhr sollten wir diese dann abholen kommen. Wir waren gespannt. Wir schlenderten noch ein wenig durch die Stadt, fanden einen genialen Eismacher, schauten uns Artisanias an, von denen es hier ganz viele gibt, und der einsetzende Regen machte uns auch nichts aus. Wir hatten noch ein gutes Telefon-Gespräch mit Waldemars Schwester und Schwager, diese waren nur völlig entgeistert, wie dünn Waldemar geworden ist. Wir essen und essen, aber auf die Rippen geht nichts drauf. Am nächsten Tag fanden wir endlich etwas außerhalb von Zentrum die mexikanische Küche, die wir so mögen. Caldo de Pollo, mit Reis und Gemüse, danach Enchiladas, gefüllt mit Tomate und Carne Cesina, hmm, lecker! Gegen 14:00 Uhr holten wir unser Paket ab, es war tatsächlich da!!! Wir freuten uns wie die Kinder, und nahmen den Inhalt in Augenschein. Mein neues Kindle, hurra, und sonst auch alles vollzählig. Danach liefen wir zu Zona Bici und durften die Felgen in Empfang nehmen, auch hier klappte alles wie am Schnürchen. Den ganzen Nachmittag waren wir mit dem Wiedereinbau beschäftigt und abends fielen wir todmüde ins Bett. Doch, statt zu schlafen, beschäftigten wir uns mit den Mücken, die uns nicht in Ruhe ließen. Ständig summten diese uns um die Ohren und stachen zu, wo sie nur konnten. Heute konnten uns die Eltern von Waldemar mittteilen, das auch endlich das Paket aus Mexiko bei Ihnen eingetroffen ist. Die Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt und der Zoll in Köln hat das Paket endlich frei gegeben. Wir werden noch bis Sonntag hier in er Stadt bleiben und dann weiter Richtung San Cristobal de las Casas radeln.