2 Tage Roscoff 21.08.2011
Nach Café und Croissants fuhren wir ein wenig im Ort rum, das Touristikbüro hatte noch
nicht geöffnet, aber eine Übersichtskarte gab es zum Glück. Darauf war nicht weit entfernt
ein Campingplatz eingezeichnet, den wir sofort ansteuerten. Am Meer, nicht überlaufen, 10€
für eine Nacht gut machbar, wir blieben zwei Tage. Mit einem Radfahrer-Paar aus Lyon
kamen wir auch direkt wieder ins Gespräch, sie luden uns zum Café ein, wir revanchierten
uns mit dem zuvor erworbenen Cidre. Lecker, lecker!
Die Flasche war schnell, zu schnell geleert, ich machte mich ein weiteres Mal auf in die
Stadt, um Nachschub zu holen. Waldemar machte das Zelt startklar und wir holten den
versäumten Schlaf nach. Gegen 16:00 Uhr fühlten wir uns wieder einigermaßen fit und genossen
den Rest des Tages am Meer. Eine Britin kam auf uns zu, erzählte von ihren Erlebnissen per
Velo, sie war 2 1/2 Monate unterwegs und jetzt auf dem Weg zurück in die Heimat. 8 Länder
hatte sie befahren oder bereist, wie auch immer. Die Schweiz hat ihr am besten gefallen,
warum auch nicht.
Zweiter Tag Roscoff 22.08.2011
Regen, Sonne, Regen im Wechsel, nachmittags langer Spaziergang am Strand, dafür brauchten
wir ja zum Glück keine Wanderschuhe. Wir fühlten uns zu neuen Taten bereit und beschlossen,
am nächsten Tag unser Zelt „abzubrechen“.
Roscoff nach Carhaix 23.08.2011
Dichter Nebel, egal wir wollten los, alle Spots an und rein in den Dunst. Hatten uns eine
Route quer durch die Bretagne ausgearbeitet, um dann später auf die Belle-Isle en Mer zu
gelangen. Der Nebel verschwand, wir fuhren durch einen Nationalpark, wunderschön. Dort
schauten wir auch gleich mal nach Pilzen, leider nur eine Marone gefunden, die Franzosen
sind halt anders als die Norweger und lassen nicht die guten Dinge einfach so stehen. Egal,
den Pilz nahmen wir mit und verarbeiteten ihn später gebührend. Vor Carhaix kamen uns viele
Radfahrer entgegen, alle hatten Nummern an ihren Rädern, mir fiel wieder ein, etwas über
ein Rennen über 90 Stunden von Paris nach Brest gelesen zu haben. Dieses findet alle 4 Jahre
statt und die Fahrer haben 90 Stunden Zeit, um diese Strecke ohne größere Unterbrechungen zu
bewältigen. So sahen sie auch aus, kreidebleich, teilweise schon völlig erschöpft kamen sie
uns entgegen. Nach der nächsten Kreuzung befanden wir uns dann mitten in einem Pulk, viele
Fahrer waren völlig irritiert, uns mit dem ganzen Gepäck zu sehen und dachten wohl, wir
wären genauso schnell wie sie ohne Gewicht. Wir taten ihnen den „Gefallen“ und fuhren eine
ganze Weile mit. An einer Proviant - Station holten wir uns dann lieber einen Café und
beobachten das Rennen von den Zuschauerrängen aus. In Carhaix schlugen wir unser Nachtlager
in einem Park auf, Camping Municipale, sehr zu empfehlen. Einfach, immer zentral gelegene
Plätze, und nur 6€ die Nacht, wir freuten uns.
Carhaix nach Hennebont 24.08.2011
Weiter ging es Richtung Lorient, wir befanden uns zwar auf einer D Straße, trotzdem kämpften
wir mit viel Verkehr, sehr nervig und auf Dauer anstrengend. Die letzten 5km vor Hennebont
konnten wir dann endlich auf einem kleinen Seitenweg fahren. Camping Municipale auch hier,
nicht ganz so schön gelegen wie am Vortag, aber wir fanden auch hier ein nettes Plätzchen
und ließen den Abend in Ruhe ausklingen.
Hennebont nach Belle-Isle en Mer 25.08.2011
Regen, langsam konnten wir das Wort und die damit nervenaufreibenden Aktionen nicht mehr
hören, geschweige denn mit Humor nehmen. Nicht nur vereinzelte Schauer, sondern Dauernass
von oben wieder den ganzen Vormittag bis zum Nachmittag. In Belz suchten wir einen Super U
auf, um neue Gaskartuschen zu ordern. Ich ging mit der in England erworbenen Kartusche brav
zur Information, holte meinen ganzen Französisch Wortschatz hervor und wurde sogar verstanden.
Leider beantwortete mir die Dame hinter der Theke meine Frage mit: „Non“! Ich gab nicht
auf und fragte nochmal nach. Sie rief dann an und ich bekam die selbe Antwort zu hören.
Ich machte mich auf den Weg zu den Regalen, fand wider Erwarten doch eine Gaskartusche und
machte mich wiederholt auf zur Information mit der Bitte, unseren Aufsatz zu testen, bevor
ich die Flasche kaufen würde. Kein Weg führte rein, die Dame blieb hart. Ich kaufte „die
Katze im Sack“, drückte Waldemar die Kartusche in die Hand, und er durfte probieren, ob ich
für rund 5€ die Richtige gekauft hatte. Bingo, Treffer, ich bzw. wir waren happy, wieder
kochen zu können. Schnell noch eine weitere gekauft und weiter ging die Regenfahrt. Von
Carnac nach Quiberon waren wir schon vor 3 Jahren von dem üblen Autoverkehr genervt gewesen,
dieses Mal war es nicht anders. Die Strecke zum Hafen zog und zog sich, ätzend. Dort endlich
angekommen, schickte ich Waldemar vor, um Tickets für die Insel zu besorgen. Endlich durfte
er mal wieder sein Englisch anbringen, bisher konnten wir in der Bretagne damit nicht so
viel ausrichten. 50€ für uns 2 Nasen + Fahrrad kostete die Überfahrt. Auf dem Schiff fragten
wir zwei Madams, ob die Auberge Jeneusse in Sauzon noch existieren würde? Sie bejahten und
wir freuten uns umso mehr auf Eduard, der hoffentlich auch noch vor Ort war, um uns in
seiner Herberge unter zu bringen. 10km mussten wir dann noch im Regen strampeln, wir fanden
das Haus sofort wieder, nur war der Hausherr nicht da. Eine Familie gab uns eine Telefonnummer,
ich war gerade dabei, diese zu wählen, die Tür ging auf und Eduard stand vor uns. Schaute
etwas ungläubig, um uns dann direkt Küsschen hier und da auf die Wange zu drücken. Wir waren
heilfroh, dass er uns sofort erkannt hatte, immerhin lagen 3 Jahre zwischen dem Kennenlernen
und dem Wiedersehen. Wir erzählten kurz von unserer Reise, er bot uns sofort kostenlos ein
Zimmer an und wurden am nächsten Abend auch direkt von ihm zu sich nach Hause eingeladen,
die Überraschung war uns gelungen. Die Ungezwungenheit in der Herberge war die gleiche wie
2008, ein Gemeinschaftstisch in der Küche, die Gäste unkompliziert, sehr aufgeschlossen und
das Interesse, neue Menschen kennen zu lernen, sehr groß. Eine Französin sprach uns an,
fragte ungläubig nach und erzählte von sich und ihren Wanderungen hier auf der Insel.
Joséphine, geboren im Elsass, in Paris zu Hause, Biologin mit viel Verantwortung im Job
und eine tolle Frau. Es machte richtig Spaß, mit ihr zu reden, sehr gutes Englisch mit viel
Witz und Humor. Wir freuten uns auf unser Doppelstockbett, der Regen war vergessen.
Zweiter Tag Belle-Isle en Mer 26.08.2011
Lange geschlafen, gemeinsames Früshtück mit Joséphine, Nathalie und Lore, danach Spaziergang
zum Hafen in Sauzon, Einkauf, an der Boulangerie konnten wir natürlich auch nicht einfach
vorbeigehen, denn der Duft nach Baguette, Croissants und Co. war zu verlockend. Blauer Himmel,
ich hatte wieder Spaß am Fotografieren. Nachmittags haben wir ein kleines Geschenk für
Corrine und Eduard gebastelt, 2 Sukkulenten in grün angestrichenen Tontöpfen waren das
Ergebnis. Eduard hatte uns netterweise unsere Wäsche gewaschen, diese roch wieder frisch
und nicht mehr nach Moschus, wie Waldemar immer so schön sagt. Gegen 19 Uhr holte uns Eduard
ab, wir brauchten nur ein Stück zu Fuß zu gehen, um dann in einem verwunschenen Garten zu
stehen. Viele exotische Pflanzen, selbst gebaute Skulpturen und ein ehemaliger zum Haus
umgebauter Ziegenstall, absolut abgefahren. Wein und Käse wurden uns gereicht, danach gab
es Bulgur, Salat, Schinken und frische Kräuter aus dem Garten. Corrine verabschiedete sich
dann, sie wollte noch meditieren und wir hatten viel Zeit, um 3 Jahre aufzuarbeiten. Die
Kids, 3 an der Zahl kamen ab und zu vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Locker, flockig,
wohlfühlen. Gegen 23:30 Uhr machten wir uns auf den Heimweg, genossen den klaren Sternenhimmel
und waren uns einig, das Eduard und seine Familie ganz besondere Menschen sind.
Dritter Tag Belle-Isle en Mer 27.08.2011
Für eine Nacht mussten wir die liebgewonnene Herberge verlassen, eine große Truppe von 26
Leuten hatte das gesamte Haus für 2 Tage gemietet, um zu feiern. Na, bitte sehr. Eduard
hatte uns 5 Häuser weiter in ein Gité Etape unterbringen können, auch sehr schön, nur nicht
so gemütlich, aber es sollte ja auch nur für eine Nacht sein. Joséphine verabschiedete sich
ganz lieb, sie musste zurück nach Paris. Waldemar hatte den ganzen Tag Bauchschmerzen,
wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden, so dass ich mich auf den Drahtesel schwang, um
ein wenig die Insel zu erkunden. Auf einem Felsen, unter mir das Meer, nebenan ein Strand,
ließ ich die Seele baumeln und genoss den Wind und die Sonne. Abends ging es meinem Liebsten
etwas besser, wir konnten gemeinsam essen, und dann unternahmen wir noch eine kleine Wanderung.
Vierter Tag Belle-Isle en Mer 28.08.2011
Um 11:00 Uhr waren wir mit Eduards Tochter in der Herberge verabredet. Eduard hatte uns
gebeten, ihr etwas behilflich zu sein beim Saubermachen von 3 Zimmern, die neuen Gäste
sollten relativ früh anreisen und er und Corrine waren für einen Tag auf dem Festland
unterwegs. Seiner Tochter Lola gab er noch den Tipp mit auf den Weg, pünktlich zu sein,
schließlich wären wir Deutsche! 5 nach 11 Uhr stand sie auf der Matte, lachte und los ging
das große Reine machen. 2 Zimmer waren okay, das dritte sah allerdings aus wie ein Saustall.
Wir ärgerten uns über den Dreck und die Respektlosigkeit. Dann standen auch schon die neuen
Gäste in der Tür, und Eduard war auch bereits zurück. Er bedankte sich, lud uns auf einen
Café ein, dann waren unsere Fahrräder fällig. Fast 2 1/2 Monate hatten wir nicht mehr Hand
angelegt, nur zwischendurch die Ketten gereinigt und geölt, heute sollten sie von vorne bis
hinten geputzt werden. Wir säuberten und wienerten die beiden Räder, was das Zeug hielt,
unter genauer Beobachtung von 26 Augenpaaren, denn die Feier - Truppe hatte sich zum Lunch
im Innenhof eingefunden. Eine Frau sprach uns dann auf Deutsch an, ohne Akzent, sie kam
gebürtig aus der Nähe von Hannover, fragte nach unserer Tour. 7000 mittlerweile gefahrene
Kilometer verschlugen ihr auch erst mal die Sprache, sie übersetzte auf Französisch und ein
Raunen ging durch die „Massen“. Wir wurden zu Café und Kuchen eingeladen, das Akkordeon und
die Gitarre wurden hervorgeholt, los ging es mit Gesang und Tanz. Kleiner Spaziergang,
Beobachtung der Segelschiffe, Verabschiedung von der Insel, denn morgen verlassen wir diese,
um den Weg nach Süden fort zu setzen.