Abancay nach Curahuasi 03.09.2013
Der eine Tag Erholung tat gut! Ganz früh machten wir uns wieder auf die Socken. Innerhalb
der Stadt ging es schon 100Hm hoch, das sagt doch einiges aus. Danach immer höher und höher,
auch nichts Neues mehr. Hunde noch und nöcher, einer klang so heißer, dass Waldemar nur meinte:
„Halt besser dein Maul, Du hast bestimmt Asthma“!
Ich fiel fast vom Rad! Wir landeten nach gekletterten 1600Hm wieder auf einen 4000er Pass
und hatten einen richtigen Höhenrausch. Schönstes Wetter, schneebedeckte Gipfel, Blumen und,
und, und. Herrlich war’s! Dann runter nach Curahuasi, dieser kleine Ort gefiel uns auf Anhieb.
Ein Hostal, wo wir nicht Treppen klettern mussten, ein Restaurant, wo es den besten
Kartoffelbrei auf unserer bisherigen Fahrt gab und abends auf der Plaza de Armas eine
Tanzeinlage der Schüler des hiesigen Colegios. Wir amüsierten uns köstlich.
Curahuasi nach Pampaconga 04.09.2013
Bestens ausgeschlafen ging es weiter nach Pampaconga. Um dahin zu gelangen, mussten wir
runter auf 1800Hm zum Rio Apurimac, dann hoch nach Limatambo, wo wir eine schöne Pause
einlegten, dann weiter hoch nach Pampaconga und so ganz nebenbei erwähnt, schon wieder 1600Hm
in den Beinen hatten. Dort brauchten wir gar nicht lange zu fragen, ein an der Bushaltestelle
wartender Lehrer nahm sich unser direkt an, zeigte uns die Schule, wo es tatsächlich eine
warme Dusche gab und einen Klassenraum, wo wir nächtigten durften, Hammer! Essen gab es
leider nicht in dem Ort, wo ganze 5 Familien wohnen, dafür Nudeln im Dorfladen. Kochen wir
halt selber.
Pampaconga nach Cusco 05.09.2013
Na, und weil’s so schön ist, noch ein wenig höher auf „nur“ 3720Hm, dann ein wenig runter,
weiter sehr ungewohnt fast geradeaus, und nur nochmal rund 400Hm hoch, dann endlich sahen
wir Cusco unter uns liegend, fast nicht zu glauben. Nochmal runter für 300Hm, der Verkehr
heute nicht lustig und ungewohnt viel. Egal, wir fanden sehr schnell den richtigen Weg zum
inoffiziellem Casa de Ciclista „Estrellita“. Dort empfing man uns sehr nett und aufmerksam
und ein paar Fahrradkollegen nahmen uns freundschaftlich in die Arme. Endlich angekommen!
Das klingt jetzt vielleicht etwas eigenartig, denn immerhin sind es noch rund 600 Kilometer
bis zur Grenze nach Bolivien, aber wenn man als Radler vom Norden herkommend in Cusco angekommen
ist, hat man doch das „Schlimmste“ überstanden. Hier heißt es jetzt: „Entspannen“!
Cusco 06.092013 bis 19.09.2103
Ja, was versteht man unter „Entspannen“? Normalerweise doch Beine hoch, Buch raus und die
Welt Welt sein lassen! Doch nicht so bei uns. Wir schlugen uns erstmal mit UPS und der
Serpost rum. An UPS schickten wir böse Mails, denn die Reifen aus Deutschland waren immer
noch nicht angekommen. Ein Paket nach Deutschland lag beim deutschen Zoll und ein anderes
aus Deutschland ließ auch auf sich warten. Wir schnappten uns unseren spanischen Fahrradfreund
Salva und gingen mit ihm zum hiesigen Postamt. Er sprach so schnell mit den Mitarbeitern vor
Ort, das ich fast kein Wort verstand, aber das war mir in diesem Moment egal. Immerhin gab
am nächsten Tag der deutsche Zoll das ein Paket frei, dann endlich kamen auch die Reifen
an und nach zwei weiteren Tagen gingen Waldemar und ich nochmal zur Post, um dort unter
einem Schreibtisch ganz hinten in der Ecke das letzte Paket zu finden. Fast unglaublich,
aber wahr. Ansonsten fand sich jeden Abend im Hostal ein Radler, der die Meute verköstigte,
immerhin waren wir mittlerweile 12 an der Zahl. Sehr lecker und gesellig. Meine Freundin
Margit war auch mittlerweile eingetroffen, wir hatten uns viel zu erzählen. Wir beschlossen,
zusammen den Machu Picchu zu erkunden, Waldemar klinkte sich aus, zu viel Trubel! Uns
schlossen sich zwei weitere Radler aus Deutschland an, dazu James und eine Kanadierin.
2 Tage vorher besuchte ich mit Daniela die Ruinen von Tambomachay, Pukapukara, Q’enqo und
Saqsayhuamàn. Nicht weiter spektakulär, aber trotzdem ein schöner Ausflug. Am 11.09.
morgens um 8:45 Uhr starteten Margit, James, Daniela, Simon, Stefanie und ich unser
Abenteuer zum Machu Picchu. Normalerweise setzt sich der gemeine Tourist von Cusco nach
Aguas Calientes in den Zug, der mit $104 pro Strecke zu Buche schlägt, und tingelt gemütlich
in 4 Stunden oder so dorthin. Wir waren nicht gewillt, diesen Touristennepp mitzumachen und
wählten die Variante Mini Van, Taxi, 2 ½ Stunden Wanderung. Die Fahrt mit dem Van stellte
sich als Höllentour raus, der Fahrer betete vor jeder Kurve und wurde immer schneller. Bis
Ollantaytambo war noch alles schön, dann ging es den Pass auf 4300Hm hoch, dann runter und
wirklich allen von uns wurde schlecht. Der Typ fuhr wie von der Terantel gestochen, eine
Peruanerin und ihre beiden Kinder kotzten um die Wette. Wir wechselten von einer gesunden
zu einer fast grünen Gesichtsfarbe. Nach 5 Stunden war diese Tortur endlich vorbei, wir
fielen fast aus dem Wagen. Margit hatte die schlechtesten Karten gehabt, denn sie saß auf
der letzten Bank genau neben der armen Mutter und ihren Kids. Wir brauchten definitiv eine
Pause, bevor wir in den nächsten Wagen einstiegen. Nachdem wir uns einigermaßen erholt
hatten, nahmen wir uns ein Großraumtaxi und unser Fahrer Eric fuhr sehr anständig und
gemäßigt nach Hydroelectrica. Jetzt auf Schotter, am Vilcanota River entlang mit spektakulärer
Landschaft. Nach weiteren 1 ½ Stunden waren wir da. 45 Soles (rund 13 €) haben uns diese zwei
Fahrten gekostet. Mittlerweile war es 16:00 Uhr, der Hunger groß, so dass wir nach 5 Minuten
Wanderung entlang der Gleise eine Pause machten. Danach ging es für 2 ½ Stunden strammen
Marsches durch den Dschungel, immer entlang der Bahnschienen. In Aguas Calientes oder auch
Pueblo Machu Picchu genannt, kamen wir gegen 18:30 Uhr an. Dort empfing uns eine irreale Welt
gegenüber dem Peru, was wir kennen. Weiße Stofftischdecken mit Stoffservietten und Weingläsern
auf dem Tisch in jedem Restaurant. Hotel an Hotel, teilweise für $200 und mehr. Touris überall
und wir mittendrin. Zum Glück fanden wir ein Hostal, wo wir für jede Nase 20 Soles bezahlten.
Dort checkten wir für zwei Nächte ein. Ein Restaurant war schnell gefunden, das Essen okay,
doch als die Rechnung kam, wurden wir sauer. Vereinbart waren 15 Soles pro Person, extra
vorher abgeklärt, doch jetzt sollten wir eine Tax von 20% bezahlen. Nirgendwo war dies
verzeichnet und wir sprachen den Kellner da drauf an. So wäre das halt hier und wir kämen
nicht drum herum. Nach Beratung wollte Margit mit Mastercard bezahlen, doch auf einmal
ging das Gerät dafür nicht mehr. Ein Hin und ein Her, meine Laune wurde zusehens schlechter
und irgendwann riss mir der Geduldsfaden. Ich schnappte mir den Kellner und bat ihn, endlich
etwas zu unternehmen, denn schließlich heimste der Laden dafür 20% Aufschlag ein, soviel
wie in keinem Land, welches ich bisher bereist hätte. Außerdem müsste wenigstens in der
Speisekarte im Anhang stehen, das die Tax noch obendrauf kommen würde. Ich war echt sauer
und genervt. Am Ende ging ich mit ihm in den Buchladen, der sich unter dem Restaurant befand.
Dort funktionierte das Kartengerät und auf nimmer Wiedersehen verließen wir die Veranstaltung!
Um 23:00 Uhr lagen wir dann endlich im Bett und die Nacht sollte kurz werden. Am nächsten
Morgen um 4:00 Uhr in der Früh klingelte der Wecker. Um 4:30 Uhr waren wir startklar und
mit Stirnlampen bewaffnet machten wir uns auf zu unserer nächsten Wanderung. Raus aus Aguas
Calientes, rund 30 Minuten zur Brücke am Fluss, wo wir 5 Minuten später mit vielen anderen
Lauffreudigen nach der Ticketkontrolle die Brücke passieren durften und direkt die Stufen
für 400Hm und 45 Minuten hoch zum Haupteingang von Machu Picchu erklommen. Die meisten
Wanderer waren so zwischen 18 und 25 Jahre alt, ich gehörte eindeutig zum alten Eisen. Doch
nach 20 Minuten machten die Ersten schon schlapp. Margit und James, die ja noch ein paar
Jahre mehr auf dem Buckel haben und wir anderen überholten die Youngster mit einer Leichtigkeit,
das wir nur noch grinsen mussten. Dem Höhentraining sei Dank! Nach 45 Minuten standen wir
am Haupteingang! Wer sich diese Stufen ersparen will, kann auch den Bus von Aguas Calientes
nehmen und die Kurvenvariante wählen. Kostet „nur“ schlappe $19! Um 6:00 Uhr öffneten die
Pforten, wieder Ticketkontrolle und wir waren drin. Weiter hoch, die Ruinenstadt lag jetzt
vor uns! Wir wollten aber zuerst zur Puerta del Sol, den Sonnenaufgang sehen. Also, links
schwenk Marsch und rund 3 Kilometer hoch. Sonne nicht zu sehen, leider! Zurück Richtung
Ruinenstadt, toller Blick! Wir hatten ein Ticket incl. dem Montana Machu Picchu gekauft,
hieß, zu den bewältigten 400Hm nochmal für 600Hm und weitere 1 ½ Stunden Kletterei über
Stufen rauf zur Spitze. Der Rundumblick atemberaubend und die Sonne ließ sich jetzt auch
blicken, so dass wir auf 3080 Meter schön verweilen konnten. Danach wieder runter zur
eigentlichen Inka Stadt, jetzt viele Besucher um uns herum, wir nahmen es gelassen. Irgendwann
waren wir fast alleine, nur noch die vielen Steine und wir. Wir setzten uns ins Gras und
die Aufpasser ließen uns sehr lange in Ruhe. Dann bat uns einer Señores, weiter zu gehen,
die nächsten Besuchergruppen wären im Anmarsch, wir taten ihm den Gefallen. Wir liefen durch
die teils rekonstruierte Stadt, bewunderten die Baukunst der Inkas und genossen diesen
mystischen Ort. Auch wenn Machu Picchu wirklich von den Touristen teilweise überrannt wird,
es ist und bleibt einer der Plätze auf dieser Welt, wo man sich fragt, wie haben es die
Inkas nur angestellt, diesen Ort zu finden, und ausgerechnet dort in einer Höhe von 2400
Metern ohne Hilfsmittel wie Rad und Kran eine Stadt zu bauen, die jeden Besucher in den Bann
zieht. Ich habe es nicht bereut, dort gewesen zu sein! Nach 12 Stunden und den ganzen Stufen
wieder runter, was wesentlich anstrengender war, standen wir wieder vor unserem Hostal.
Die Dusche tat einfach nur gut, das Essen im Restaurant war schmackhaft und die Rechnung
heute ohne Tax machte wesentlich mehr Laune. Zurück nach Cusco am nächsten Tag ging es in
umgekehrter Reihenfolge, wobei Daniela und Simon sich ausklinkten, sie bevorzugten heute
die 2 ½ stündige Zugfahrt nach Ollantaytambo. Wir 4 anderen kamen abends in Cusco ziemlich
erschlagen an, doch wir waren glücklich! Unsere Oberschenkel und Waden werden noch einige
Tage zu spüren sein, aber es hat sich gelohnt! Für ein paar weitere Tage in Cusco wechselten
wir das Hostal, wo sich auch Salva, seine Freundin Lorelleta und unser alter Weggefährte
Axel einquartierten. Wir genossen es sehr. Die Museen in Cusco sind wirklich empfehlenswert,
sogar ein Coca Museum existiert. Leider spielte das Wetter nicht mehr ganz so mit, es wurde
regnerisch und wir beschlossen, Cusco den Rücken zu kehren.
Cusco nach Combapata 20.09.2013
Nach Frühstück und Verabschiedung von unseren Radfreunden machten wir uns gegen 8:30 Uhr
auf den Weg. Ein Abstecher zur französischen Bäckerei musste sein. Dort deckten wir uns
nochmal mit vielen Leckereien ein. Danach raus aus der Stadt, der Verkehr nahm mit jedem
zurückgelegten Kilometer ab. Es ging bergab und wir somit schnell voran. Der Altiplano zog
uns in seinen Bann. Berge rundherum, wir auf der Hochebene mit goldschimmernden Feldern,
super. Nach 30 Kilometern ging es hoch und runter, die Leute winkten wieder fleißig, so macht
es Spaß. Immer weiter ging es. Das erste Dorf, wo wir nach 80 Kilometern Schluss machen
wollten, gefiel uns gar nicht, also weiter. Die Bahnschienen neben uns, denn von Cusco nach
Puno fährt ja auch der teure Touristenzug, den wir auch zu Gesicht bekamen. Heute bekamen
wir die erste Absage von einer Schule, der Lehrer war nicht da und seine Frau fühlte sich
nicht zuständig, also noch ein wenig weiter radeln. In Combapata und nach 113 Kilometern
war dann aber wirklich Schluss. Wir fanden eine Hosbedaje, ein Restaurant und eine Tienda
waren auch gleich nebenan.
Combapata nach Aguas Calientes 21.09.2013
Noch vor 6:00 Uhr weckte uns der Lärm der Bauarbeiter, die auf dem Dach der Hospedaje
arbeiteten. Wir machten uns startklar und brachten die Räder und Taschen runter in die Garage.
Der Hausherr half fleißig mit und schloss uns das Garagentor auf. Draußen wartete schon ein
LKW, fuhr ganz nah vor das Garagentor, ein Mann stieg aus, gab Handzeichen, und so schnell
konnten wir gar nicht reagieren, wurde der Kippschalter betätigt und wir wurden innerhalb
weniger Sekunden vom Staub des Kieses, der vor uns auf die Straße gekippt wurde, eingehüllt.
Ich fluchte vor mich hin, der Hausherr entschuldigte sich mehrmals und der LKW-Fahrer glotzte
nur dümmlich. Wir säuberten uns und die Taschen, dann ging es rauf auf die Straße. Heute
stetig bergan, nach 60 Kilometern erreichten wir Aguas Calientes auf einer Höhe von rund
4100 Metern und wir waren ziemlich platt. In der Therme herrschte großer Andrang, wir hatten
vergessen, das heute Samstag war. Wir beschlossen trotzdem, dazu bleiben. Das Wasser dampfte,
die Sonne schien, und es gab sogar eine, wenn auch sehr einfache und nicht so saubere Hosbedaje.
Dort quartierten wir uns ein, danach liefen wir zurück zum Vorplatz, wo Indigenas einfaches,
aber schmackhaftes Essen verkauften. Wir ließen es uns schmecken und wurden dabei sehr
aufmerksam beobachtet. Wir lächelten zurück und das Eis war schnell gebrochen. Später hüpften
wir in unsere Badesachen, und gönnten uns ein Privat Bad mit Kräutern für jeweils 5 Soles.
Sehr heiß war es, aber unsere Muskeln freuten sich sichtlich und es tat einfach nur gut.
Danach machten wir es uns in einem Liegestuhl gemütlich, genossen die Sonne, die Sachen
trockneten schnell und die Kulisse drum herum war toll. Langsam wurde es auch ruhiger und
es trafen tatsächlich noch andere Radler ein. Eine Familie mit Kind aus Berlin. Kurzer
Smalltalk, wir wollten uns später nochmal treffen. Wir verschwanden auf unser Zimmer,
legten uns hin und standen nicht mehr auf. In der Nacht meinten wohl Zimmernachbarn, sich
lauthals streiten zu müssen, ich bekam nichts davon mit, doch Waldemar und die anderen Gäste
der Hospedaje waren echt angenervt. Nach etlichen Diskussionen war wohl endlich Ruhe.
Aguas Calientes nach Ayaviri 22.09.2013
Morgens um 5:30 Uhr drehte ein Mitarbeiter der Therme die Musik auf volle Lautstärke, die
Nacht war vorbei. Wir liefen in der Eiseskälte zu der Familie, die auf dem Grundstück gecampt
hatte. Überall eine Eisschicht, wie schon erwähnt, wir befanden uns auf über 4000 Metern
über dem Meeresspiegel. Ein schöner Plausch, klar, Foto musste auch sein, dann machten wir
uns wieder auf die Socken. Weiter hoch auf 4300 Meter, tolle Landschaft, viel Sonne.
Waldemar musste seine Fahrradkette reparieren, das ging aber sehr flott und es war nicht
allzu kalt. Dann wieder ein wenig runter, es kam uns so einfach vor nach den ganzen harten
Monaten in Peru und wir genossen es, so schnell voran zu kommen. Dann eine Radlerin, von
Süden herkommend. Veronika aus Würzburg, wir Deutschen sind echt ein Reisevölkchen. Wir
unterhielten uns über eine Stunde mit ihr, dann ging es weiter Ayaviri. Dort gab es eine
wunderschöne Kirche, sonst aber eher nicht viel Nettes. Nach viel Lauferei fand ich ein
Hostal, wo es wenigstens Wasser gab. Strom wohl gar nicht in dem ganzen Ort, vielleicht ja
später. Wir konnten duschen, immerhin! Dann liefen wir zum Markt, erledigten Besorgungen,
schauten uns die Kirche an, wohl bisher die schönste für uns in Peru und ließen uns von
einer Marktfrau über den Tisch ziehen, was das Essen betraf. Für ziemlich viel Geld bekamen
wir sehr wenig Fleisch, mehr Knochen und Fett, echt gemein. Denn anderen Gästen erging es
nicht besser, so dass wir es hinnahmen, ohne Einwand. Nachdem wir fertig waren, uns zu ärgern,
gönnten wir uns eine Portion Eis und setzten uns in den Park.
Ayaviri nach Puno 23.09.2013
Sonne satt, weiter auf dem Altiplano und im Sausewind, der heute leider von vorne kam,
ging es Richtung Puno. Der Verkehr nahm zu, zum Glück gab es den Seitenstreifen, wir
verwarfen unsere Pläne, Juliaca auf dem Schotterweg zu umfahren. Zu herrlich war es, auf
der asphaltierten Straße zu fahren. Wir nahmen den Verkehr in Kauf und trafen gegen 13:00
Uhr schon in Juliaca ein. Was uns hier erwartete, schockte uns wirklich. Die ganze Stadt
schien nur aus Schrottbergen, Müll, Staub, Baustellen und hupenden Autos zu bestehen. Der
Verkehr schien zu kollabieren, die Leute gestresst, hier wollten wir auf keinen Fall bleiben.
Auf der Plaza de Armas sprach mich dann auch noch ein Señor mit Mister an, nicht das erste
Mal in Süd Peru, dass ich diesen Schwachsinn hörte. Ich fragte ihn, ob er nicht zwischen
Frau und Mann unterscheiden könnte, und überhaupt, warum er Mister zu mir sagen würde. Er
war relativ verdattert und gab zur Antwort, er hätte gedacht, wir kämen aus der USA. Tja,
falsch gedacht, vielleicht das nächste Mal zuerst grüßen und fragen, woher, schließlich
gäbe es außer Peru und den USA noch viele andere Länder auf dieser Welt. Erklärte aber noch
lange nicht, warum er mich als Frau auch mit Mister anredete. Er konnte mir darauf aber keine
Antwort geben, verabschiedete sich, gab mir die Hand und sagte: „Adios Señora“! Wir verließen
auf schnellstem Wege diese für uns bisher hässlichste Stadt auf unserer bisherigen Reise
und nahmen die 45 Kilometer nach Puno heute noch in Angriff. Der Wind ärgerte uns gewaltig,
der Verkehr nicht minder, und verdammt, 14 Kilomter vor Puno, ging es nochmal rauf. Ich
fluchte und schimpfte, Waldemar hielt sich zurück, und ließ mich in Ruhe. Endlich oben,
hatten wir einen tollen Blick auf den Titicacasee, unter uns Puno und leider direkt neben
uns schon wieder eine Müllhalde. Wir ließen uns runter rollen zur Plaza de Armas, dort
wurden wir von einem französischen Paar angesprochen, auch mit dem Rad unterwegs. Danach
begaben wir uns auf Hotelsuche, wurden fündig, und hatten mal eben 145 Kilometer in den
Beinen. Die heiße Dusche eine Wohltat, danach im nächsten Restaurant das Hühnchen ein
Gedicht und mit richtig viel Fleisch dran, und die Matratze im Hotel so gut, das wir
fantastisch schlafen konnten.
Puno 24.09.2013 bis 27.09.2013
Gut erholt und erfrischt schauten wir uns in Puno um, machten auch einen Abstecher zum
Hafen von Puno. Dort hörte ich mich um wegen einer Bootsfahrt zu den Uros Inseln. Später
machten wir den Markt unsicher, liefen Margit und James über den Weg. Wir beiden Mädels
schlossen uns ganz fest in die Arme und wollten uns später gemeinsam mit den Männern zu
Café und Kuchen treffen. Es war ein schöner Plausch am Nachmittag und ich wollte auch die
Bootsfahrt gemeinsam mit Margit und James in Angriff nehmen. Puno gefiel uns ganz gut, nur
abends regnete es fast jeden Tag sehr stark. Wir kauften uns am nächsten Tag ein Kombi
Ticket für die Uros Inseln und die Isla Taquile. Am 26.09. um 7:30 Uhr bestiegen wir das
Boot der Kommune von der unabhängigen Isla Taquile. James hatte sich ausgeklinkt, ihm ging
es nicht gut, so das Margit und ich einen Mädels Ausflug unternahmen. Zuerst besuchten wir
einer der Uros Inseln, künstlich angelegt, nur aus Schilf bestehend. Super interessant und
die Boote um uns herum auch aus dem gleichen Schilfmaterial gebaut. Danach ging es für
weitere 2 ½ Stunden auf dem Titicacasee Richtung Taquile. Eine Insel mitten im See mit der
höchsten Erhebung von über 4050 Metern über dem Meer. Hier lautet das Motto: „Nicht stehlen,
nicht lügen, nicht faul sein!“ Die Insel verwaltet sich selber, es gibt keine Polizei und
die Menschen hier leben sehr traditionsbewusst. Das Geld der Touristen kommt der Kommune
zu Gute, nebenbei wird Ackerbau betrieben. Taquile ist für seine Strickwaren bekannt, wobei
hier die Männer vor allen Dingen dieser Tätigkeit nachgehen, mit eigenen Augen gesehen. Das
Bauen von Hotels ist immer wieder erfolgreich unterbunden worden, Unterkünfte für Fremde
gibt es in den Familien. Das Leben hier geht sehr beschaulich zu, die Inselbewohner sind
eher scheu und die Sprache Quechua hörte ich fast nur, wobei viele auch des spanischen mächtig
sind. Dort verbrachten wir 3 schöne Stunden, danach ging es zurück für weitere 3 Stunden mit
dem Boot nach Puno. Wir hatten einen wunderschönen Tag! So, am 28.09. brechen Waldemar und
ich hier unsere „Zelte“ ab und wir machen uns auf Richtung bolivianische Grenze!
Puno nach Juli 28.09.2013
7:00 Uhr Start, zuerst die Strecke eher langweilig. Im nächsten Ort nach Puno trafen wir
auf ein französisches Pärchen aus Frankreich, und irgendwie sind Franzosen immer auf einem
Tandem unterwegs. Wir verbrachten die Pause gemeinsam, dann ging es weiter Richtung Juli.
Auch zum Café trafen wir die Beiden wieder. Danach fuhren wir gemeinsam nach Juli. Dort ging
die Sucherei nach einer Unterkunft seinen gewohnten Gang. Wir wurden fündig und quartierten
uns für 20 Soles in einer sehr einfachen Hospedaje ein. Und siehe da, auch zwei Australier
fanden noch den Weg nach Juli. Keiner von den vieren hatte vernünftiges Kartenmaterial von
Bolivien dabei, so dass wir später noch zusammen zu einem Kopiergeschäft gingen. Zufrieden
verbrachten Herve, Isabelle und wir beiden Nasen den Abend. Kathrin und John hatten wohl
andere „Igel zu kämmen“.
Juli nach Desaguadero 29.09.2013
Um 7:30 Uhr trafen wir uns mit den anderen auf der Plaza, der letzte Tag in Peru lag vor uns.
Immer lang am Titicacasee, der sich von seiner schönsten Seite zeigte, glitzernd und funkelnd
in der Morgensonne. Wir sechs hatten Spaß, dann fragte John auf einmal, ob wir viele Erfahrungen
mit anderen Radlern hätten, was das Zusammenfahren betrifft. Komisch, dachte ich noch, doch
er ließ die „Katze aus dem Sack“ und erzählte uns, das Kathrin und er sich vor zwei Tagen
getrennt hätten, und ob er mit uns weiterfahren könnte. Oh Mann, harter Tobak! An der
Abzweigung nach Copacabana dann ein langes Gespräch zwischen den Beiden und viele Tränen.
Waldemar und ich heulten gleich eine Runde mit, zu gut konnten wir verstehen, was in den
Beiden vor sich ging. Kathrin fuhr mit Isabelle und Herve weiter nach Copacabana, John
schloss sich uns an. Wir nahmen ihn fest in die Arme! Die Fahrt nach Desaguadero dauerte
nicht mehr lange, doch der Wind zeigte uns schon jetzt, was in Bolivien auf uns zukommen
wird, kalt und stark. Desaguadero ist wie alle Grenzorte nicht gerade ein idyllischer Ort.
John und ich liefen eine Ewigkeit rum, um eine Unterkunft zu finden, wo wir auch die Räder
mit auf’s Zimmer nehmen durften. Danach liefen wir zur Migration, machten uns schlau, was
die Ausreise am nächsten Tag betrifft und durften sogar auf die bolivianische Seite gehen,
um auch dort die Modalitäten zu klären. Später gingen Waldemar und ich ein letztes Mal zum
Zentralmarkt, kauften massig Käse ein, wer weiß, ob es so was in Bolivien noch gibt und
auch viele andere Dinge, vor allem Obst mussten mit. In einem Restaurant gab es gutes Essen,
auch das genossen wir nochmal in vollen Zügen.
Was können wir über Peru schreiben:
3½ Monate haben wir in diesem Land verbracht und wir haben es lieben gelernt. Nie hätten
wir gedacht, dass die Menschen uns hier so freundlich begegnen und sich immer jemand gefunden
hat, der uns auch in schwierigen Situationen unterstützte. Peru ist sehr arm, doch die
Menschen sind immer bereit, einem ein herzliches Lachen zu schenken, und das ist fantastisch.
Vor allen Dingen die Kinder sind toll, stehen am Straßenrand, begrüßten uns mit Buenos Dias
und Feliz Viaje, wir waren immer hin und weg. Und dann die Natur. Hinter jeder Ecke sieht
Peru anders aus. Gewaltig, die Anden so hoch und beschwerlich. Die Schluchten, Täler, die
unendlichen Weiten, das Hochland, die einsamen, stillen Wege, die nicht enden wollenden
Höhenmeter, die unbefestigten Sand- und Schotterpisten, die wir zu überwinden hatten. Wir
können mit Fug und Recht behaupten, in Peru scheiden sich die Geister und viele Radler
entscheiden sich irgendwann während der Fahrt durch die Berge, runter zur Küste zu fahren
oder in den Bus zu steigen. Wir sind im nach hinein schon stolz auf uns, diese Strapazen
durch die Anden gemeistert zu haben, doch zwischendurch waren wir teilweise mit den Nerven
am Ende und hätten am liebsten alles hingeschmissen. Viele Alpacas und Vicunjas haben wir
gesehen, dazu Schafe, Kühe, Schweine, Hühner und anderes Federvieh. Das Leben hier auf dem
Lande ist hart und beschwerlich. Die Menschen altern schnell, die Sonne tut ihr Übriges dazu.
Die Kinder sind den starken Sonnenstrahlen auf Gedeih und Verderb auf dem Rücken ihrer Mütter
ausgesetzt haben meist schon schlimme Verbrennungen im Gesicht. Jede Familie hier kämpft ums
eigene Überleben, Genossenschaften gibt es nicht. Die Bildung auf dem Land ist minimal. In
den Städten sieht das anders aus, und jeder, der was auf sich hält, zieht entweder nach
Lima oder Cusco. Was uns gestört hat, sind die vielen Gringo Rufe, ich habe mich darüber
mit vielen Peruanern unterhalten, doch bin dabei nicht auf viel Verständnis gestoßen, leider!
Meist bekam ich zur Antwort, das Weiße halt nun mal Gringos wären, aber das beruht für uns
auf Dummheit! Von den drei Unterteilungen Perus in Nord, Mittel und Südperu hat uns der
Norden am besten gefallen. Vor allen Dingen die Städte dort haben es uns angetan. Südperu
ist eindeutig der dreckigste Teil, überall Müllberge in der Natur, schrecklich. Machu Picchu
und die anderen Inkastätten waren toll und spektakulär, der Titicacasee groß und leider vom
Umkippen bedroht. Die Indigenas faszinieren uns nach wie vor, leider sprechen wir kein Quechua.
Wir wünschen diesem Land das Beste für die Zukunft und dass das Lachen trotz vieler widriger
Umstände den Menschen erhalten bleibt.