Südperu

3 Oktober 2013

Abancay nach Curahuasi 03.09.2013
Der eine Tag Erholung tat gut! Ganz früh machten wir uns wieder auf die Socken. Innerhalb der Stadt ging es schon 100Hm hoch, das sagt doch einiges aus. Danach immer höher und höher, auch nichts Neues mehr. Hunde noch und nöcher, einer klang so heißer, dass Waldemar nur meinte: „Halt besser dein Maul, Du hast bestimmt Asthma“! Ich fiel fast vom Rad! Wir landeten nach gekletterten 1600Hm wieder auf einen 4000er Pass und hatten einen richtigen Höhenrausch. Schönstes Wetter, schneebedeckte Gipfel, Blumen und, und, und. Herrlich war’s! Dann runter nach Curahuasi, dieser kleine Ort gefiel uns auf Anhieb. Ein Hostal, wo wir nicht Treppen klettern mussten, ein Restaurant, wo es den besten Kartoffelbrei auf unserer bisherigen Fahrt gab und abends auf der Plaza de Armas eine Tanzeinlage der Schüler des hiesigen Colegios. Wir amüsierten uns köstlich.

Curahuasi nach Pampaconga 04.09.2013
Bestens ausgeschlafen ging es weiter nach Pampaconga. Um dahin zu gelangen, mussten wir runter auf 1800Hm zum Rio Apurimac, dann hoch nach Limatambo, wo wir eine schöne Pause einlegten, dann weiter hoch nach Pampaconga und so ganz nebenbei erwähnt, schon wieder 1600Hm in den Beinen hatten. Dort brauchten wir gar nicht lange zu fragen, ein an der Bushaltestelle wartender Lehrer nahm sich unser direkt an, zeigte uns die Schule, wo es tatsächlich eine warme Dusche gab und einen Klassenraum, wo wir nächtigten durften, Hammer! Essen gab es leider nicht in dem Ort, wo ganze 5 Familien wohnen, dafür Nudeln im Dorfladen. Kochen wir halt selber.

Pampaconga nach Cusco 05.09.2013
Na, und weil’s so schön ist, noch ein wenig höher auf „nur“ 3720Hm, dann ein wenig runter, weiter sehr ungewohnt fast geradeaus, und nur nochmal rund 400Hm hoch, dann endlich sahen wir Cusco unter uns liegend, fast nicht zu glauben. Nochmal runter für 300Hm, der Verkehr heute nicht lustig und ungewohnt viel. Egal, wir fanden sehr schnell den richtigen Weg zum inoffiziellem Casa de Ciclista „Estrellita“. Dort empfing man uns sehr nett und aufmerksam und ein paar Fahrradkollegen nahmen uns freundschaftlich in die Arme. Endlich angekommen! Das klingt jetzt vielleicht etwas eigenartig, denn immerhin sind es noch rund 600 Kilometer bis zur Grenze nach Bolivien, aber wenn man als Radler vom Norden herkommend in Cusco angekommen ist, hat man doch das „Schlimmste“ überstanden. Hier heißt es jetzt: „Entspannen“!

Cusco 06.092013 bis 19.09.2103
Ja, was versteht man unter „Entspannen“? Normalerweise doch Beine hoch, Buch raus und die Welt Welt sein lassen! Doch nicht so bei uns. Wir schlugen uns erstmal mit UPS und der Serpost rum. An UPS schickten wir böse Mails, denn die Reifen aus Deutschland waren immer noch nicht angekommen. Ein Paket nach Deutschland lag beim deutschen Zoll und ein anderes aus Deutschland ließ auch auf sich warten. Wir schnappten uns unseren spanischen Fahrradfreund Salva und gingen mit ihm zum hiesigen Postamt. Er sprach so schnell mit den Mitarbeitern vor Ort, das ich fast kein Wort verstand, aber das war mir in diesem Moment egal. Immerhin gab am nächsten Tag der deutsche Zoll das ein Paket frei, dann endlich kamen auch die Reifen an und nach zwei weiteren Tagen gingen Waldemar und ich nochmal zur Post, um dort unter einem Schreibtisch ganz hinten in der Ecke das letzte Paket zu finden. Fast unglaublich, aber wahr. Ansonsten fand sich jeden Abend im Hostal ein Radler, der die Meute verköstigte, immerhin waren wir mittlerweile 12 an der Zahl. Sehr lecker und gesellig. Meine Freundin Margit war auch mittlerweile eingetroffen, wir hatten uns viel zu erzählen. Wir beschlossen, zusammen den Machu Picchu zu erkunden, Waldemar klinkte sich aus, zu viel Trubel! Uns schlossen sich zwei weitere Radler aus Deutschland an, dazu James und eine Kanadierin. 2 Tage vorher besuchte ich mit Daniela die Ruinen von Tambomachay, Pukapukara, Q’enqo und Saqsayhuamàn. Nicht weiter spektakulär, aber trotzdem ein schöner Ausflug. Am 11.09. morgens um 8:45 Uhr starteten Margit, James, Daniela, Simon, Stefanie und ich unser Abenteuer zum Machu Picchu. Normalerweise setzt sich der gemeine Tourist von Cusco nach Aguas Calientes in den Zug, der mit $104 pro Strecke zu Buche schlägt, und tingelt gemütlich in 4 Stunden oder so dorthin. Wir waren nicht gewillt, diesen Touristennepp mitzumachen und wählten die Variante Mini Van, Taxi, 2 ½ Stunden Wanderung. Die Fahrt mit dem Van stellte sich als Höllentour raus, der Fahrer betete vor jeder Kurve und wurde immer schneller. Bis Ollantaytambo war noch alles schön, dann ging es den Pass auf 4300Hm hoch, dann runter und wirklich allen von uns wurde schlecht. Der Typ fuhr wie von der Terantel gestochen, eine Peruanerin und ihre beiden Kinder kotzten um die Wette. Wir wechselten von einer gesunden zu einer fast grünen Gesichtsfarbe. Nach 5 Stunden war diese Tortur endlich vorbei, wir fielen fast aus dem Wagen. Margit hatte die schlechtesten Karten gehabt, denn sie saß auf der letzten Bank genau neben der armen Mutter und ihren Kids. Wir brauchten definitiv eine Pause, bevor wir in den nächsten Wagen einstiegen. Nachdem wir uns einigermaßen erholt hatten, nahmen wir uns ein Großraumtaxi und unser Fahrer Eric fuhr sehr anständig und gemäßigt nach Hydroelectrica. Jetzt auf Schotter, am Vilcanota River entlang mit spektakulärer Landschaft. Nach weiteren 1 ½ Stunden waren wir da. 45 Soles (rund 13 €) haben uns diese zwei Fahrten gekostet. Mittlerweile war es 16:00 Uhr, der Hunger groß, so dass wir nach 5 Minuten Wanderung entlang der Gleise eine Pause machten. Danach ging es für 2 ½ Stunden strammen Marsches durch den Dschungel, immer entlang der Bahnschienen. In Aguas Calientes oder auch Pueblo Machu Picchu genannt, kamen wir gegen 18:30 Uhr an. Dort empfing uns eine irreale Welt gegenüber dem Peru, was wir kennen. Weiße Stofftischdecken mit Stoffservietten und Weingläsern auf dem Tisch in jedem Restaurant. Hotel an Hotel, teilweise für $200 und mehr. Touris überall und wir mittendrin. Zum Glück fanden wir ein Hostal, wo wir für jede Nase 20 Soles bezahlten. Dort checkten wir für zwei Nächte ein. Ein Restaurant war schnell gefunden, das Essen okay, doch als die Rechnung kam, wurden wir sauer. Vereinbart waren 15 Soles pro Person, extra vorher abgeklärt, doch jetzt sollten wir eine Tax von 20% bezahlen. Nirgendwo war dies verzeichnet und wir sprachen den Kellner da drauf an. So wäre das halt hier und wir kämen nicht drum herum. Nach Beratung wollte Margit mit Mastercard bezahlen, doch auf einmal ging das Gerät dafür nicht mehr. Ein Hin und ein Her, meine Laune wurde zusehens schlechter und irgendwann riss mir der Geduldsfaden. Ich schnappte mir den Kellner und bat ihn, endlich etwas zu unternehmen, denn schließlich heimste der Laden dafür 20% Aufschlag ein, soviel wie in keinem Land, welches ich bisher bereist hätte. Außerdem müsste wenigstens in der Speisekarte im Anhang stehen, das die Tax noch obendrauf kommen würde. Ich war echt sauer und genervt. Am Ende ging ich mit ihm in den Buchladen, der sich unter dem Restaurant befand. Dort funktionierte das Kartengerät und auf nimmer Wiedersehen verließen wir die Veranstaltung! Um 23:00 Uhr lagen wir dann endlich im Bett und die Nacht sollte kurz werden. Am nächsten Morgen um 4:00 Uhr in der Früh klingelte der Wecker. Um 4:30 Uhr waren wir startklar und mit Stirnlampen bewaffnet machten wir uns auf zu unserer nächsten Wanderung. Raus aus Aguas Calientes, rund 30 Minuten zur Brücke am Fluss, wo wir 5 Minuten später mit vielen anderen Lauffreudigen nach der Ticketkontrolle die Brücke passieren durften und direkt die Stufen für 400Hm und 45 Minuten hoch zum Haupteingang von Machu Picchu erklommen. Die meisten Wanderer waren so zwischen 18 und 25 Jahre alt, ich gehörte eindeutig zum alten Eisen. Doch nach 20 Minuten machten die Ersten schon schlapp. Margit und James, die ja noch ein paar Jahre mehr auf dem Buckel haben und wir anderen überholten die Youngster mit einer Leichtigkeit, das wir nur noch grinsen mussten. Dem Höhentraining sei Dank! Nach 45 Minuten standen wir am Haupteingang! Wer sich diese Stufen ersparen will, kann auch den Bus von Aguas Calientes nehmen und die Kurvenvariante wählen. Kostet „nur“ schlappe $19! Um 6:00 Uhr öffneten die Pforten, wieder Ticketkontrolle und wir waren drin. Weiter hoch, die Ruinenstadt lag jetzt vor uns! Wir wollten aber zuerst zur Puerta del Sol, den Sonnenaufgang sehen. Also, links schwenk Marsch und rund 3 Kilometer hoch. Sonne nicht zu sehen, leider! Zurück Richtung Ruinenstadt, toller Blick! Wir hatten ein Ticket incl. dem Montana Machu Picchu gekauft, hieß, zu den bewältigten 400Hm nochmal für 600Hm und weitere 1 ½ Stunden Kletterei über Stufen rauf zur Spitze. Der Rundumblick atemberaubend und die Sonne ließ sich jetzt auch blicken, so dass wir auf 3080 Meter schön verweilen konnten. Danach wieder runter zur eigentlichen Inka Stadt, jetzt viele Besucher um uns herum, wir nahmen es gelassen. Irgendwann waren wir fast alleine, nur noch die vielen Steine und wir. Wir setzten uns ins Gras und die Aufpasser ließen uns sehr lange in Ruhe. Dann bat uns einer Señores, weiter zu gehen, die nächsten Besuchergruppen wären im Anmarsch, wir taten ihm den Gefallen. Wir liefen durch die teils rekonstruierte Stadt, bewunderten die Baukunst der Inkas und genossen diesen mystischen Ort. Auch wenn Machu Picchu wirklich von den Touristen teilweise überrannt wird, es ist und bleibt einer der Plätze auf dieser Welt, wo man sich fragt, wie haben es die Inkas nur angestellt, diesen Ort zu finden, und ausgerechnet dort in einer Höhe von 2400 Metern ohne Hilfsmittel wie Rad und Kran eine Stadt zu bauen, die jeden Besucher in den Bann zieht. Ich habe es nicht bereut, dort gewesen zu sein! Nach 12 Stunden und den ganzen Stufen wieder runter, was wesentlich anstrengender war, standen wir wieder vor unserem Hostal. Die Dusche tat einfach nur gut, das Essen im Restaurant war schmackhaft und die Rechnung heute ohne Tax machte wesentlich mehr Laune. Zurück nach Cusco am nächsten Tag ging es in umgekehrter Reihenfolge, wobei Daniela und Simon sich ausklinkten, sie bevorzugten heute die 2 ½ stündige Zugfahrt nach Ollantaytambo. Wir 4 anderen kamen abends in Cusco ziemlich erschlagen an, doch wir waren glücklich! Unsere Oberschenkel und Waden werden noch einige Tage zu spüren sein, aber es hat sich gelohnt! Für ein paar weitere Tage in Cusco wechselten wir das Hostal, wo sich auch Salva, seine Freundin Lorelleta und unser alter Weggefährte Axel einquartierten. Wir genossen es sehr. Die Museen in Cusco sind wirklich empfehlenswert, sogar ein Coca Museum existiert. Leider spielte das Wetter nicht mehr ganz so mit, es wurde regnerisch und wir beschlossen, Cusco den Rücken zu kehren.

Cusco nach Combapata 20.09.2013
Nach Frühstück und Verabschiedung von unseren Radfreunden machten wir uns gegen 8:30 Uhr auf den Weg. Ein Abstecher zur französischen Bäckerei musste sein. Dort deckten wir uns nochmal mit vielen Leckereien ein. Danach raus aus der Stadt, der Verkehr nahm mit jedem zurückgelegten Kilometer ab. Es ging bergab und wir somit schnell voran. Der Altiplano zog uns in seinen Bann. Berge rundherum, wir auf der Hochebene mit goldschimmernden Feldern, super. Nach 30 Kilometern ging es hoch und runter, die Leute winkten wieder fleißig, so macht es Spaß. Immer weiter ging es. Das erste Dorf, wo wir nach 80 Kilometern Schluss machen wollten, gefiel uns gar nicht, also weiter. Die Bahnschienen neben uns, denn von Cusco nach Puno fährt ja auch der teure Touristenzug, den wir auch zu Gesicht bekamen. Heute bekamen wir die erste Absage von einer Schule, der Lehrer war nicht da und seine Frau fühlte sich nicht zuständig, also noch ein wenig weiter radeln. In Combapata und nach 113 Kilometern war dann aber wirklich Schluss. Wir fanden eine Hosbedaje, ein Restaurant und eine Tienda waren auch gleich nebenan.

Combapata nach Aguas Calientes 21.09.2013
Noch vor 6:00 Uhr weckte uns der Lärm der Bauarbeiter, die auf dem Dach der Hospedaje arbeiteten. Wir machten uns startklar und brachten die Räder und Taschen runter in die Garage. Der Hausherr half fleißig mit und schloss uns das Garagentor auf. Draußen wartete schon ein LKW, fuhr ganz nah vor das Garagentor, ein Mann stieg aus, gab Handzeichen, und so schnell konnten wir gar nicht reagieren, wurde der Kippschalter betätigt und wir wurden innerhalb weniger Sekunden vom Staub des Kieses, der vor uns auf die Straße gekippt wurde, eingehüllt. Ich fluchte vor mich hin, der Hausherr entschuldigte sich mehrmals und der LKW-Fahrer glotzte nur dümmlich. Wir säuberten uns und die Taschen, dann ging es rauf auf die Straße. Heute stetig bergan, nach 60 Kilometern erreichten wir Aguas Calientes auf einer Höhe von rund 4100 Metern und wir waren ziemlich platt. In der Therme herrschte großer Andrang, wir hatten vergessen, das heute Samstag war. Wir beschlossen trotzdem, dazu bleiben. Das Wasser dampfte, die Sonne schien, und es gab sogar eine, wenn auch sehr einfache und nicht so saubere Hosbedaje. Dort quartierten wir uns ein, danach liefen wir zurück zum Vorplatz, wo Indigenas einfaches, aber schmackhaftes Essen verkauften. Wir ließen es uns schmecken und wurden dabei sehr aufmerksam beobachtet. Wir lächelten zurück und das Eis war schnell gebrochen. Später hüpften wir in unsere Badesachen, und gönnten uns ein Privat Bad mit Kräutern für jeweils 5 Soles. Sehr heiß war es, aber unsere Muskeln freuten sich sichtlich und es tat einfach nur gut. Danach machten wir es uns in einem Liegestuhl gemütlich, genossen die Sonne, die Sachen trockneten schnell und die Kulisse drum herum war toll. Langsam wurde es auch ruhiger und es trafen tatsächlich noch andere Radler ein. Eine Familie mit Kind aus Berlin. Kurzer Smalltalk, wir wollten uns später nochmal treffen. Wir verschwanden auf unser Zimmer, legten uns hin und standen nicht mehr auf. In der Nacht meinten wohl Zimmernachbarn, sich lauthals streiten zu müssen, ich bekam nichts davon mit, doch Waldemar und die anderen Gäste der Hospedaje waren echt angenervt. Nach etlichen Diskussionen war wohl endlich Ruhe.

Aguas Calientes nach Ayaviri 22.09.2013
Morgens um 5:30 Uhr drehte ein Mitarbeiter der Therme die Musik auf volle Lautstärke, die Nacht war vorbei. Wir liefen in der Eiseskälte zu der Familie, die auf dem Grundstück gecampt hatte. Überall eine Eisschicht, wie schon erwähnt, wir befanden uns auf über 4000 Metern über dem Meeresspiegel. Ein schöner Plausch, klar, Foto musste auch sein, dann machten wir uns wieder auf die Socken. Weiter hoch auf 4300 Meter, tolle Landschaft, viel Sonne. Waldemar musste seine Fahrradkette reparieren, das ging aber sehr flott und es war nicht allzu kalt. Dann wieder ein wenig runter, es kam uns so einfach vor nach den ganzen harten Monaten in Peru und wir genossen es, so schnell voran zu kommen. Dann eine Radlerin, von Süden herkommend. Veronika aus Würzburg, wir Deutschen sind echt ein Reisevölkchen. Wir unterhielten uns über eine Stunde mit ihr, dann ging es weiter Ayaviri. Dort gab es eine wunderschöne Kirche, sonst aber eher nicht viel Nettes. Nach viel Lauferei fand ich ein Hostal, wo es wenigstens Wasser gab. Strom wohl gar nicht in dem ganzen Ort, vielleicht ja später. Wir konnten duschen, immerhin! Dann liefen wir zum Markt, erledigten Besorgungen, schauten uns die Kirche an, wohl bisher die schönste für uns in Peru und ließen uns von einer Marktfrau über den Tisch ziehen, was das Essen betraf. Für ziemlich viel Geld bekamen wir sehr wenig Fleisch, mehr Knochen und Fett, echt gemein. Denn anderen Gästen erging es nicht besser, so dass wir es hinnahmen, ohne Einwand. Nachdem wir fertig waren, uns zu ärgern, gönnten wir uns eine Portion Eis und setzten uns in den Park.

Ayaviri nach Puno 23.09.2013
Sonne satt, weiter auf dem Altiplano und im Sausewind, der heute leider von vorne kam, ging es Richtung Puno. Der Verkehr nahm zu, zum Glück gab es den Seitenstreifen, wir verwarfen unsere Pläne, Juliaca auf dem Schotterweg zu umfahren. Zu herrlich war es, auf der asphaltierten Straße zu fahren. Wir nahmen den Verkehr in Kauf und trafen gegen 13:00 Uhr schon in Juliaca ein. Was uns hier erwartete, schockte uns wirklich. Die ganze Stadt schien nur aus Schrottbergen, Müll, Staub, Baustellen und hupenden Autos zu bestehen. Der Verkehr schien zu kollabieren, die Leute gestresst, hier wollten wir auf keinen Fall bleiben. Auf der Plaza de Armas sprach mich dann auch noch ein Señor mit Mister an, nicht das erste Mal in Süd Peru, dass ich diesen Schwachsinn hörte. Ich fragte ihn, ob er nicht zwischen Frau und Mann unterscheiden könnte, und überhaupt, warum er Mister zu mir sagen würde. Er war relativ verdattert und gab zur Antwort, er hätte gedacht, wir kämen aus der USA. Tja, falsch gedacht, vielleicht das nächste Mal zuerst grüßen und fragen, woher, schließlich gäbe es außer Peru und den USA noch viele andere Länder auf dieser Welt. Erklärte aber noch lange nicht, warum er mich als Frau auch mit Mister anredete. Er konnte mir darauf aber keine Antwort geben, verabschiedete sich, gab mir die Hand und sagte: „Adios Señora“! Wir verließen auf schnellstem Wege diese für uns bisher hässlichste Stadt auf unserer bisherigen Reise und nahmen die 45 Kilometer nach Puno heute noch in Angriff. Der Wind ärgerte uns gewaltig, der Verkehr nicht minder, und verdammt, 14 Kilomter vor Puno, ging es nochmal rauf. Ich fluchte und schimpfte, Waldemar hielt sich zurück, und ließ mich in Ruhe. Endlich oben, hatten wir einen tollen Blick auf den Titicacasee, unter uns Puno und leider direkt neben uns schon wieder eine Müllhalde. Wir ließen uns runter rollen zur Plaza de Armas, dort wurden wir von einem französischen Paar angesprochen, auch mit dem Rad unterwegs. Danach begaben wir uns auf Hotelsuche, wurden fündig, und hatten mal eben 145 Kilometer in den Beinen. Die heiße Dusche eine Wohltat, danach im nächsten Restaurant das Hühnchen ein Gedicht und mit richtig viel Fleisch dran, und die Matratze im Hotel so gut, das wir fantastisch schlafen konnten.

Puno 24.09.2013 bis 27.09.2013
Gut erholt und erfrischt schauten wir uns in Puno um, machten auch einen Abstecher zum Hafen von Puno. Dort hörte ich mich um wegen einer Bootsfahrt zu den Uros Inseln. Später machten wir den Markt unsicher, liefen Margit und James über den Weg. Wir beiden Mädels schlossen uns ganz fest in die Arme und wollten uns später gemeinsam mit den Männern zu Café und Kuchen treffen. Es war ein schöner Plausch am Nachmittag und ich wollte auch die Bootsfahrt gemeinsam mit Margit und James in Angriff nehmen. Puno gefiel uns ganz gut, nur abends regnete es fast jeden Tag sehr stark. Wir kauften uns am nächsten Tag ein Kombi Ticket für die Uros Inseln und die Isla Taquile. Am 26.09. um 7:30 Uhr bestiegen wir das Boot der Kommune von der unabhängigen Isla Taquile. James hatte sich ausgeklinkt, ihm ging es nicht gut, so das Margit und ich einen Mädels Ausflug unternahmen. Zuerst besuchten wir einer der Uros Inseln, künstlich angelegt, nur aus Schilf bestehend. Super interessant und die Boote um uns herum auch aus dem gleichen Schilfmaterial gebaut. Danach ging es für weitere 2 ½ Stunden auf dem Titicacasee Richtung Taquile. Eine Insel mitten im See mit der höchsten Erhebung von über 4050 Metern über dem Meer. Hier lautet das Motto: „Nicht stehlen, nicht lügen, nicht faul sein!“ Die Insel verwaltet sich selber, es gibt keine Polizei und die Menschen hier leben sehr traditionsbewusst. Das Geld der Touristen kommt der Kommune zu Gute, nebenbei wird Ackerbau betrieben. Taquile ist für seine Strickwaren bekannt, wobei hier die Männer vor allen Dingen dieser Tätigkeit nachgehen, mit eigenen Augen gesehen. Das Bauen von Hotels ist immer wieder erfolgreich unterbunden worden, Unterkünfte für Fremde gibt es in den Familien. Das Leben hier geht sehr beschaulich zu, die Inselbewohner sind eher scheu und die Sprache Quechua hörte ich fast nur, wobei viele auch des spanischen mächtig sind. Dort verbrachten wir 3 schöne Stunden, danach ging es zurück für weitere 3 Stunden mit dem Boot nach Puno. Wir hatten einen wunderschönen Tag! So, am 28.09. brechen Waldemar und ich hier unsere „Zelte“ ab und wir machen uns auf Richtung bolivianische Grenze!

Puno nach Juli 28.09.2013
7:00 Uhr Start, zuerst die Strecke eher langweilig. Im nächsten Ort nach Puno trafen wir auf ein französisches Pärchen aus Frankreich, und irgendwie sind Franzosen immer auf einem Tandem unterwegs. Wir verbrachten die Pause gemeinsam, dann ging es weiter Richtung Juli. Auch zum Café trafen wir die Beiden wieder. Danach fuhren wir gemeinsam nach Juli. Dort ging die Sucherei nach einer Unterkunft seinen gewohnten Gang. Wir wurden fündig und quartierten uns für 20 Soles in einer sehr einfachen Hospedaje ein. Und siehe da, auch zwei Australier fanden noch den Weg nach Juli. Keiner von den vieren hatte vernünftiges Kartenmaterial von Bolivien dabei, so dass wir später noch zusammen zu einem Kopiergeschäft gingen. Zufrieden verbrachten Herve, Isabelle und wir beiden Nasen den Abend. Kathrin und John hatten wohl andere „Igel zu kämmen“.

Juli nach Desaguadero 29.09.2013
Um 7:30 Uhr trafen wir uns mit den anderen auf der Plaza, der letzte Tag in Peru lag vor uns. Immer lang am Titicacasee, der sich von seiner schönsten Seite zeigte, glitzernd und funkelnd in der Morgensonne. Wir sechs hatten Spaß, dann fragte John auf einmal, ob wir viele Erfahrungen mit anderen Radlern hätten, was das Zusammenfahren betrifft. Komisch, dachte ich noch, doch er ließ die „Katze aus dem Sack“ und erzählte uns, das Kathrin und er sich vor zwei Tagen getrennt hätten, und ob er mit uns weiterfahren könnte. Oh Mann, harter Tobak! An der Abzweigung nach Copacabana dann ein langes Gespräch zwischen den Beiden und viele Tränen. Waldemar und ich heulten gleich eine Runde mit, zu gut konnten wir verstehen, was in den Beiden vor sich ging. Kathrin fuhr mit Isabelle und Herve weiter nach Copacabana, John schloss sich uns an. Wir nahmen ihn fest in die Arme! Die Fahrt nach Desaguadero dauerte nicht mehr lange, doch der Wind zeigte uns schon jetzt, was in Bolivien auf uns zukommen wird, kalt und stark. Desaguadero ist wie alle Grenzorte nicht gerade ein idyllischer Ort. John und ich liefen eine Ewigkeit rum, um eine Unterkunft zu finden, wo wir auch die Räder mit auf’s Zimmer nehmen durften. Danach liefen wir zur Migration, machten uns schlau, was die Ausreise am nächsten Tag betrifft und durften sogar auf die bolivianische Seite gehen, um auch dort die Modalitäten zu klären. Später gingen Waldemar und ich ein letztes Mal zum Zentralmarkt, kauften massig Käse ein, wer weiß, ob es so was in Bolivien noch gibt und auch viele andere Dinge, vor allem Obst mussten mit. In einem Restaurant gab es gutes Essen, auch das genossen wir nochmal in vollen Zügen.

Was können wir über Peru schreiben:
3½ Monate haben wir in diesem Land verbracht und wir haben es lieben gelernt. Nie hätten wir gedacht, dass die Menschen uns hier so freundlich begegnen und sich immer jemand gefunden hat, der uns auch in schwierigen Situationen unterstützte. Peru ist sehr arm, doch die Menschen sind immer bereit, einem ein herzliches Lachen zu schenken, und das ist fantastisch. Vor allen Dingen die Kinder sind toll, stehen am Straßenrand, begrüßten uns mit Buenos Dias und Feliz Viaje, wir waren immer hin und weg. Und dann die Natur. Hinter jeder Ecke sieht Peru anders aus. Gewaltig, die Anden so hoch und beschwerlich. Die Schluchten, Täler, die unendlichen Weiten, das Hochland, die einsamen, stillen Wege, die nicht enden wollenden Höhenmeter, die unbefestigten Sand- und Schotterpisten, die wir zu überwinden hatten. Wir können mit Fug und Recht behaupten, in Peru scheiden sich die Geister und viele Radler entscheiden sich irgendwann während der Fahrt durch die Berge, runter zur Küste zu fahren oder in den Bus zu steigen. Wir sind im nach hinein schon stolz auf uns, diese Strapazen durch die Anden gemeistert zu haben, doch zwischendurch waren wir teilweise mit den Nerven am Ende und hätten am liebsten alles hingeschmissen. Viele Alpacas und Vicunjas haben wir gesehen, dazu Schafe, Kühe, Schweine, Hühner und anderes Federvieh. Das Leben hier auf dem Lande ist hart und beschwerlich. Die Menschen altern schnell, die Sonne tut ihr Übriges dazu. Die Kinder sind den starken Sonnenstrahlen auf Gedeih und Verderb auf dem Rücken ihrer Mütter ausgesetzt haben meist schon schlimme Verbrennungen im Gesicht. Jede Familie hier kämpft ums eigene Überleben, Genossenschaften gibt es nicht. Die Bildung auf dem Land ist minimal. In den Städten sieht das anders aus, und jeder, der was auf sich hält, zieht entweder nach Lima oder Cusco. Was uns gestört hat, sind die vielen Gringo Rufe, ich habe mich darüber mit vielen Peruanern unterhalten, doch bin dabei nicht auf viel Verständnis gestoßen, leider! Meist bekam ich zur Antwort, das Weiße halt nun mal Gringos wären, aber das beruht für uns auf Dummheit! Von den drei Unterteilungen Perus in Nord, Mittel und Südperu hat uns der Norden am besten gefallen. Vor allen Dingen die Städte dort haben es uns angetan. Südperu ist eindeutig der dreckigste Teil, überall Müllberge in der Natur, schrecklich. Machu Picchu und die anderen Inkastätten waren toll und spektakulär, der Titicacasee groß und leider vom Umkippen bedroht. Die Indigenas faszinieren uns nach wie vor, leider sprechen wir kein Quechua. Wir wünschen diesem Land das Beste für die Zukunft und dass das Lachen trotz vieler widriger Umstände den Menschen erhalten bleibt.